Naturkatastrophe in Ostasien Was über das Erdbeben in Taiwan bekannt ist
Ein heftiges Erdbeben hat den Inselstaat Taiwan erschüttert. Seitdem steigt die Zahl der Toten und Verletzten. Auch Deutsche sind von dem Unglück betroffen. Ein Überblick über die Lage im Katastrophengebiet.
Was ist passiert?
Um kurz vor 8 Uhr Morgens ist Taiwan von einem heftigen Erdbeben erschüttert worden. Nach Angaben örtlicher Behörden hatte es eine Stärke von 7,2 und war das stärkste Beben seit fast 25 Jahren. Das Epizentrum lag nur wenige Kilometer von der Stadt Hualien im Nordosten Taiwans entfernt. Da es sich landnah und in geringer Tiefe ereignet habe, sei es "in ganz Taiwan und auf den Inseln vor der Küste zu spüren" gewesen, erklärte der Leiter des Seismologischen Zentrums der Taiwanischen Wetterbehörde, Wu Chien-fu. Allein in Hualien und der gleichnamigen dünn besiedelten Bergregion werden selbst viele Stunden nach dem Beben noch mehr als 100 Nachbeben registriert.
Wie viele Opfer gibt es?
Am Abend sprachen die Behörden von neun Toten und mehr als 960 Verletzen. Die Toten stammten alle aus der Region Hualien. Dutzende Menschen seien noch in Tunneln und Gebäuden eingeschlossen. Insgesamt werde von 143 Verschütteten ausgegangen, teilte die Einsatzleitung der Feuerwehr mit. Von ihnen befänden sich 60 in einem Tunnel nördlich der Stadt Hualien. 71 Bergleute seien zudem in zwei Steinbrüchen eingeschlossen, wie die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf die Feuerwehrbehörde berichtet. Zu 50 Menschen, die in Minibussen in einem Nationalpark unterwegs waren, hätten die Behörden derzeit den Kontakt verloren. Demnach sei die Telefonverbindung ausgefallen.
Sind auch Deutsche unter den Opfern?
Zwischenzeitlich waren auch zwei Deutsche in einem Tunnel an der Ostküste des Landes nahe des Taroko-Nationalparks eingeschlossen. Sie konnten inzwischen aber befreit werden. Das Auswärtige Amt hat nach eigenen Angaben zu einer weiteren Reisegruppe mit Deutschen Kontakt. Es handle sich um eine Gruppe mit 19 Menschen, die ursprünglich als vermisst galten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. 18 davon seien Deutsche, ihnen gehe es den Umständen entsprechend gut, hieß es.
Wie groß sind die Schäden?
Das gesamte Ausmaß der Schäden ist noch nicht absehbar. In der besonders betroffenen Stadt Hualien sind zahlreiche Gebäude eingestürzt, Hochhäuser stehen schräg und drohen komplett einzustürzen, Autos auf den Straßen sind von herabstürzenden Trümmern völlig zerstört. Ähnliche Bilder gibt es etwa auch aus Vororten der Hauptstadt Taipeh. In Zehntausenden Haushalten fiel vorübergehend der Strom aus. Der Zugverkehr wurde auf der gesamten Insel eingestellt. Auch der U-Bahn-Betrieb in Taipeh war zwischenzeitlich unterbrochen worden. Im Nordosten der Hauptstadt lief der Betrieb aber wieder an.
Warum war das Beben in Taiwan so stark?
Taiwan liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, einer hufeisenförmigen Zone entlang der Küsten des Pazifischen Ozeans. Entlang dieses mehr als 40.000 Kilometer langen Gürtels kommt es häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen, weil dort verschiedene Platten der Erdkruste aufeinandertreffen.
"Die eurasische Platte taucht unter der philippinischen Platte ab mit einer Geschwindigkeit von etwa 7,8 Zentimetern pro Jahr", sagt Torsten Dahm, Geophysiker und Seismologe am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ in Potsdam im Interview mit tagesschau24. Dadurch komme es immer wieder zu Starkbeben wie jetzt in Taiwan. Kurzfristig vorhersagen könne man ein solches Beben laut Dahm aber nicht. Man könne lediglich die Erdbebenrate über viele Jahre hinweg bestimmen uns so Aussagen darüber treffen, welche Regionen besonders häufig von Erdbeben betroffen sind.
Wie sind die Reaktionen im Ausland?
EU-Ratspräsident Charles Michel bot Taiwan die Hilfe der Europäischen Union an. "Allen, die vom Erdbeben in Taiwan betroffen sind, gilt meine aufrichtige Anteilnahme", teilte er auf der Plattform X mit. "Und den Familien der Opfer mein Beileid." Die EU sei bereit, jede erforderliche Hilfe zu leisten.
Auch China, das Taiwan als eigenen Landesteil betrachtet, bot der Insel Hilfe an. Die chinesischen Behörden seien über die Lage sehr besorgt, sagte die Sprecherin des chinesischen Büros für Taiwan-Angelegenheiten, Zhu Fenglian, in Peking. Das Festland beobachte die Situation und sei bereit, Katastrophenhilfe anzubieten.