Ursprung der Corona-Pandemie China lehnt weitere Recherchen ab
Die WHO will weiter nach dem Ursprung des SARS-CoV-2-Virus forschen, aber China weigert sich, die Rohdaten herauszugeben. Die Führung in Peking hält die Forderungen für politisch motiviert.
Chinas Staats- und Parteiführung hat in den vergangenen Tagen erneut deutlich gemacht: Eine weitere wissenschaftliche internationale Suche nach dem Ursprung des SARS-CoV-2-Virus in China lehnt sie ab.
Der Bericht der WHO-Mission aus dem Frühjahr müsse Grundlage und Richtschnur sein für die weltweite Suche nach dem Ursprung des Virus, sagte Regierungssprecherin Hua Chunying. Jeder Versuch, die Schlussforderungen des Berichts umzustoßen oder zu verfälschen, sei eine politische Manipulation und eine Missachtung der Wissenschaft.
Freie Recherche war nicht möglich
Hua bezieht sich auf den Bericht eines internationalen Wissenschaftler-Teams der Weltgesundheitsorganisation, das die zentralchinesische Stadt Wuhan Anfang des Jahres besuchen konnte - nach monatelanger Verzögerung durch die chinesischen Behörden.
In Wuhan waren Ende 2019 die ersten Covid-19-Fälle bekannt geworden. Die Forscherinnen der WHO befragten dort Anfang Februar unter anderem Medizinerinnen und Mediziner und sahen Daten ein. Nach Angaben von Teilnehmern wurde das WHO-Team permanent begleitet von chinesischen Behördenmitarbeitern. Wirklich frei recherchieren konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht.
Neue Theorien zum Ausbruch
Entsprechend enthielt der nach der Reise vorgestellte Abschlussbericht mehr Fragen als Antworten. Geleitet hat die WHO-Mission in Wuhan der dänische Wissenschaftler Peter Ben Embarek. Im dänischen Fernsehsender TV2 brachte er vor wenigen Tagen eine neue Theorie zum Ausbruch des Virus ins Spiel:
Ein Mitarbeiter des staatlichen Virus-Forschungsinstituts in Wuhan könnte sich versehentlich - etwa an einer infizierten Fledermaus - angesteckt haben, meinte Ben Embarek. Diese Theorie müsse weiter untersucht werden. Der chinesischen Führung warf der Däne mangelnde Kooperationsbereitschaft vor.
Rohdaten von "entscheidender Bedeutung"
Aus dem WHO-Hauptquartier in Genf war vergangene Woche zu hören: Der Zugang zu den Corona-Rohdaten aus Wuhan sei von "entscheidender Bedeutung" für die weiteren Untersuchungen zum Ursprung der Pandemie. Dies sei auch wichtig, um die Theorie eines Laborunfalls zu prüfen. Alle Länder seien aufgerufen, die gemeinsame Nutzung von Rohdaten und die erneute Untersuchung von Proben zu ermöglichen, betonte die Weltgesundheitsorganisation.
Dieser Aufruf richtete sich offensichtlich an die chinesische Staatsführung. Doch die lehnt neue Recherchen in der Volksrepublik strikt ab. Entsprechende Forderungen bezeichnet sie als "Politisierung" der Angelegenheit.
Eine aufgezwungene Pandemie?
Stattdessen lanciert die kommunistische Führung über die Staatsmedien seit Monaten Kampagnen: Die Corona-Pandemie habe ihren Ausgang nicht in China genommen, sondern vermutlich in den USA oder in Europa.
Chinesische Diplomaten haben entsprechende Verschwörungsmythen öffentlich wiederholt. Ernsthafte Belege dafür gibt es zwar nicht. Doch viele Menschen in China sind inzwischen überzeugt, dass ihnen die Covid-19-Pandemie von den USA aufgezwungen wurde.