Konflikt mit Behörden Chinesischer Corona-Forscher darf zurück ins Labor
Als erster Wissenschaftler sequenzierte er das Corona-Virus und veröffentlichte seine Ergebnisse. Seitdem ringt der Virologe Zhang mit den chinesischen Behörden - zuletzt auch mit tagelangem Protest.
Nach tagelangem Protest darf der chinesische Virologe Zhang Yongzhen in sein Labor zurück. Zhang ist der erste Wissenschaftler, der 2020 eine Sequenz des Covid-19-Virus in China veröffentlicht hatte. Das medizinische Zentrum in Shanghai, in dem sein Labor untergebracht ist, habe "vorläufig zugestimmt", dass er und sein Team weiterarbeiten dürften, schrieb Zhang auf der chinesischen Internetplattform Weibo.
Zhang war nach eigenen Angaben auf die Straße gesetzt worden - ein Zeichen für den anhaltenden Druck auf chinesische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zum Coronavirus forschen. Um zu protestieren, saß er tagelang bei strömendem Regen auf Pappkartons vor dem Labor. Mitglieder seines Teams entrollten ein Transparent mit der Aufschrift "Normale wissenschaftliche Forschungsarbeit fortsetzen", wie im Internet veröffentlichte Bilder zeigen.
Protest schlug Wellen
Die Aktion erregte Aufmerksamkeit und verbreitete sich in den chinesischen sozialen Medien. Auch die staatlichen Medien berichteten über seinen Protest. Das deutet daraufhin, dass die Regierung sich im Umgang mit Zhang und seinem Team uneinig war. Durch die zusätzliche Aufmerksamkeit standen die lokalen Behörden unter Druck.
Das Klinische Zentrum für öffentliche Gesundheit in Shanghai erklärte schließlich, Zhangs Labor werde renoviert und sei aus Sicherheitsgründen geschlossen. Seinem Team sei ein anderer Laborplatz zur Verfügung gestellt worden. Zhang entgegnete, das angebotene Labor genüge nicht den Sicherheitsstandards für seine Forschungen.
Chinesischen Behörden entzogen ihm Posten
Zhang hatte am 5. Januar 2020 das Coronavirus entschlüsselt und die chinesischen Behörden in einer internen Mitteilung vor der möglichen Ausbreitung des Virus gewarnt. Am nächsten Tag ordnete die oberste Gesundheitsbehörde die vorübergehende Schließung seines Labors an.
Ausländische Wissenschaftler erfuhren schnell, dass Zhang und andere chinesische Wissenschaftler das Virus entschlüsselt hatten und forderten China auf, die Sequenz zu öffentlich zu machen. Zhang veröffentlichte die Sequenz am 11. Januar 2020, obwohl die Gesundheitsbehörden dies nicht genehmigt hatten. Die Sequenzierung eines Virus ist der Schlüssel für die Entwicklung von Testkits, Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung und Impfungen.
Im Ausland wurde Zhang für seine Arbeit mit Preisen ausgezeichnet. Die chinesischen Gesundheitsbehörden entzogen ihm hingegen einen Posten im Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention und untersagten ihm die Zusammenarbeit mit einigen seiner früheren Partnern.