Sorge vor Auslandseinfluss China warnt vor Weihnachtstraditionen
Vor allem als Triebfeder des Konsums ist Weihnachten auch in China vielerorts sichtbar. Doch nun warnen Behörden vor schädlichen Einflüssen durch die Übernahme westlicher Weihnachtstraditionen. Das fängt bei der Dekoration in Läden an.
In China bekennt sich nur eine Minderheit von weniger als zehn Prozent der Bevölkerung zum Christentum. Schätzungen zur Zahl der Gläubigen schwanken zwischen 40 und mehr als 100 Millionen. Trotzdem ist Weihnachten in der Volksrepublik vor allem in den großen Städten vielerorts sichtbar - zum Beispiel in Form geschmückter Christbäume in Einkaufszentren. Denn Weihnachten ist für die meisten im Land nicht religiös geprägt, sondern wurde bisher vor allem als wirtschaftlicher Faktor betrachtet, der den Konsum fördert.
Die Behörden in China warnen nun aber aber vor schädlichen ausländischen Einflüssen als Folge der Übernahme westlicher Weihnachstraditionen. In der südwestlichen Provinz Yunnan forderte eine Immobilienverwaltungsgesellschaft die Mieter in Einkaufszentren auf, weder Weihnachtskarten noch Weihnachtsgeschenke zu verkaufen. Zudem sollten die Ladenbetreiber auf weihnachtliche Dekoration verzichten, da man fremden Traditionen nicht blind folgen solle.
Weihnachtliche Dekoration ist besonders in Einkaufszentren wie hier in Peking bislang verbreitet.
Gegen unreflektiertes Folgen ausländischer Traditionen
In Großstädten wie Shanghai und Chongqing stehen bislang in vielen Einkaufszentren große, mit Lichtern, Lametta und Geschenkkartons geschmückte Weihnachtsbäume. An dieser Praxis stören sich auch Schulen in Städten von Dongguan im Süden bis Harbin im Nordosten. Dort riefen Schüler und Eltern dazu auf, ausländischen Traditionen nicht unreflektiert zu folgen.
In der Provinz Gansu im Nordwesten Chinas forderte der dortige Kommunistische Jugendverband seine Mitglieder auf, statt Weihnachtstraditionen "Die Schlacht am Changjin-See" zu feiern. Dabei handelt es sich um einen Film über den erbitterten Kampf zwischen der Freiwilligen chinesischen Volksarmee und den US-Streitkräften während des Koreakriegs.
Sorge vor ausländischen Einflüssen
Offiziell verbietet Chinas Regierung weder das Christentum noch die christliche Verehrung. Allerdings werden alle zugelassenen Religionen aus Sorge vor ausländischen Einflüssen staatlich beaufsichtigt. Die im Land am stärksten verbreiteten Glaubensrichtungen sind der Buddhismus und der Taoismus. Die herrschende Kommunistische Partei vertritt den Atheismus.
Wang Huning, ein einflussreiches Mitglied des mächtigen Ständigen Ausschusses des Politbüros, rief christlichen Gruppen vorige Woche zur Anpassung ihrer Form des Glaubens an die chinesische Kultur auf: "(Wir müssen) die Lehren und Regeln im Einklang mit den Erfordernissen der Entwicklung und des Fortschritts im heutigen China, den sozialistischen Grundwerten und den hervorragenden chinesischen Traditionen und der Kultur auslegen."
In China gilt das zu Beginn des chinesischen Jahres gefeierte Frühlingsfest als wichtigstes Fest. Die damit verbundenen Traditionen rund um die Neujahrsfeiern auf Grundlage des Mondkalenders will die Regierung in Peking verstärkt als Teil chinesischer Kultur auch in andere Länder tragen. Das Frühlingsfest solle gemeinsam mit der ganzen Welt gefeiert werden, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums.