Pazifischer Ozean China startet neue Militärübung rund um Taiwan
Wieder absolviert China in der Nähe von Taiwan eine umfangreiche Militärübung - offenbar als Reaktion auf eine vergangene Woche abgehaltene Festtagsrede des Präsidenten. Die Regierung des Inselstaats sowie die USA verurteilten das Manöver.
China hat erneut eine groß angelegte Militärübung rund um Taiwan begonnen. Das chinesische Militär sprach in einer Mitteilung von einer "ernsten Warnung" an die "separatistischen" Kräfte der Inselrepublik. Schiffe und Flugzeuge näherten sich aus mehreren Richtungen.
Das Verteidigungsministerium in Peking teilte mit, chinesische Flugzeuge und Schiffe seien rund um die Insel im Einsatz. Der staatliche Sender CCTV veröffentlichte eine Karte, die sechs große rote Blöcke rund um Taiwan zeigte, in denen die Übungen mit dem Namen "Joint-Sword-2024B" stattfanden.
Taiwans Verteidigungsministerium verurteilte Chinas "irrationales und provokatives Vorgehen" und kündigte die Entsendung eigener Streitkräfte an, um "konkrete Maßnahmen zur Wahrung von Freiheit und Demokratie zu ergreifen".
Der taiwanische Präsident Lai Ching-te hielt ein Treffen mit Vertretern der Sicherheitsbehörden ab. Dabei habe Lai "ziemlich klare Anweisungen gegeben, wie auf die militärische Bedrohung durch China reagiert werden" solle, sagte der Generalsekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Joseph Wu, vor Journalisten. Demnach wurden die notwendigen Maßnahmen der betroffenen Ministerien besprochen.
Parallel zu Chinas großangelegtem Militärmanöver rund um Taiwan sandte die chinesische Küstenwache vier Flotten zu "Inspektionen" aus. Die Flotten 2901, 1305, 1303 und 2102 führten "Gesetzesvollstreckungsinspektionen in den Gewässern rund um die Insel Taiwan" aus, teilte Küstenwachensprecher Liu Dejun mit.
Taiwans Küstenwache bestätigte, dass sie rund um die Insel "Konvois" der chinesischen Küstenwache gesichtet habe. Es seien eine Reihe Schiffe "in unseren nördlichen, südwestlich und östlichen Gewässern" unterwegs.
Chinesischer Flugzeugträger in Taiwans Gewässern
Taiwan, das von China als eigenes Territorium betrachtet wird, war bereits seit der Nationalfeiertagsrede des taiwanischen Präsidenten Lai Ching-te in der vergangenen Woche in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Regierung in Peking hatte die Rede scharf verurteilt. Lai hatte darin gesagt, dass China nicht das Recht habe, Taiwan zu vertreten. Am Sonntag hatte die Sichtung des chinesischen Flugzeugträgers "Liaoning" Taiwan "in höchste Alarmbereitschaft" versetzt, wie das Verteidigungsministerium in Taipeh mitteilte.
Die USA verurteilten das chinesische Militärmanöver. Dieses Vorgehen der Volksrepublik sei "unberechtigt und riskiert eine Eskalation", sagte Außenamtssprecher Matthew Miller in Washington. "Die Vereinigten Staaten sind ernsthaft besorgt wegen der gemeinsamen Militärübungen der Volksarmee in der Taiwan-Straße und rund um Taiwan", so Miller.
Bereits im Mai große Militärübung abgehalten
Die demokratisch regierte Insel steht unter ständigem militärischen Druck Pekings. China schließt die Anwendung von Gewalt zur Kontrolle Taiwans nicht aus. In den vergangenen Jahren hat es seine militärischen Aktivitäten rund um Taiwan verstärkt und regelmäßig Kampfflugzeuge entsandt.
Zuletzt im Mai hatte Chinas Volksbefreiungsarmee eine große Militärübung rund um Taiwan gestartet. Die Übung fand kurz nach der Amtseinführung von Lai statt. Seine Demokratische Fortschrittspartei (DPP) hatte im Januar die Präsidentschaftswahl gewonnen und tritt für einen Peking-kritischen Kurs ein. Die regierende Kommunistische Partei in Peking wirft der DPP Separatismus vor.