Ende des Streits mit Mauritius Großbritannien übergibt Chagos-Archipel
Großbritannien will die Souveränität über eine abgelegene, aber strategisch wichtige Inselgruppe im Indischen Ozean aufgeben. Der Chagos-Archipel wird an Mauritius übertragen - mit Ausnahme einer Militärbasis.
Nach fast 60 Jahren und einem langwierigen Rechtsstreit vor internationalen Gerichten gibt die britische Regierung ein Überseegebiet im Indischen Ozean, den Chagos-Archipel, auf. Die Souveränität über die Gruppe aus mehr als 60 Inseln werde an Mauritius übertragen, teilte der britische Außenminister David Lammy mit.
Im Gegenzug können Großbritannien und die USA ihren strategisch wichtigen Militärstützpunkt auf der größten Insel Diego Garcia weiter betreiben, die zunächst für 99 Jahre weiter unter britischer Kontrolle bleibt.
Stützpunkt für Militäreinsätze
Ohne das Abkommen, das noch in einem Vertrag festgezurrt werden muss, wäre die Zukunft des Militärstützpunktes gefährdet gewesen, hieß es von der britischen Regierung. Sie verwies auf die Rechtsstreitigkeiten vor internationalen Gerichten. Es werde damit sichergestellt, dass der Indische Ozean nicht als gefährliche illegale Migrationsroute nach Großbritannien genutzt werde, sagte Lammy weiter.
Gleichzeitig gilt Diego Garcia als wichtiger Stützpunkt für Militäreinsätze im Nahen Osten, in Südasien und Ostafrika. Die Regierung in London habe für diesen Schritt breite internationale Unterstützung, unter anderem durch die USA, sagte Lammy.
"Abschluss zur Entkolonialisierung"
Der Premier von Mauritius, Pravind Jugnauth, erklärte, dass die Entscheidung Großbritanniens, die Souveränität über die Chagos-Inseln an Mauritius abzutreten, den Abschluss eines Vorstoßes zur Entkolonialisierung des Archipels markiere.
Biden: "Historische Vereinbarung"
Das Weiße Haus teilte mit, Präsident Joe Biden begrüße die "historische Vereinbarung". Die Chagos-Inseln waren 1965 von Mauritius abgetrennt worden, das drei Jahre später die Unabhängigkeit von Großbritannien erlangte. Der Stützpunkt der US-Marine auf Diego Garcia wurde in den 1970er Jahren errichtet.
Rund 1500 Einwohner der Inselgruppe wurden damals vertrieben, um Platz für den Stützpunkt zu schaffen. Nach einem Bericht der BBC sollen für sie und ihre Nachkommen, die hauptsächlich im Vereinigten Königreich, auf Mauritius und den Seychellen leben, Wege für eine Rückkehr geschaffen werden, allerdings nicht nach Diego Garcia.