Besuch in Neu-Delhi Baerbock würdigt Indien als Wertepartner
Deutschland will die Beziehungen mit Indien weiter ausbauen. In dem Land gebe es "großes Potenzial", sagte Außenministerin Baerbock bei einem Treffen mit ihrem Amtskollegen Jaishankar. Im Mittelpunkt stehen Klimaschutz, Migration und Sicherheit.
Außenministerin Annalena Baerbock sieht Indien vor dem Hintergrund des russischen Kriegs in der Ukraine und der Auseinandersetzung mit China als engen Verbündeten und Wertepartner. Indien übernehme derzeit nicht nur den G20-Vorsitz, sondern auch globale Verantwortung, sagte sie nach einem Treffen mit Außenminister Subrahmanyam Jaishankar in Neu Delhi. Der russische Krieg gegen die Ukraine stelle auch Indien vor enorme Herausforderungen.
Sie hob hervor, dass Indien während seines G20-Vorsitzes einen Schwerpunkt auf den Klimaschutz setzen wolle. Deutschland und Indien wollen die Zusammenarbeit etwa bei der beschleunigten Energiewende weg von Kohle, Öl und Gas weiter ausbauen, wie Baerbock sagte. Deutschland stehe Indien als Partner für mehr Klimaschutz und erneuerbare Energie zur Seite. Auch die deutsch-indische Kooperation im Bereich der Sicherheitspolitik solle gerade im indopazifischen Raum verstärkt werden.
Baerbock würdigt Wertepartner
Baerbock betonte im Zusammenhang mit China, das Land habe sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Deswegen sei der Austausch mit direkten Nachbarn wie Indien so wichtig. Gerade mit Indien gebe es hier ein großes Potenzial der Zusammenarbeit. Indien sei aber kein Ersatzpartner, sagte Baerbock auf eine entsprechende Frage mit Blick auf China - mit Indien verbinde Deutschland schon lange eine Wertepartnerschaft.
Zurückhaltende Reaktion auf EU-Preisdeckel
Die Atommacht Indien hatte am Donnerstag den Vorsitz der G20-Runde der führenden Industrie- und Schwellenländer übernommen. Das Land mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern trägt westliche Sanktionen gegen Russland nicht mit. Bei Resolutionen der Vereinten Nationen zum Krieg in der Ukraine hatte es sich enthalten. Indien bezieht mehr als zuvor verbilligtes Öl aus Russland und weiterhin Rüstungsgüter.
Die Sichtweisen auf den Krieg liegen zwischen Neu-Delhi und Berlin weit auseinander. Indiens Außenminister Jaishankar reagierte von daher auch sehr zurückhaltend auf den europäischen Preisdeckel für russisches Öl. Er verwies darauf, dass die Europäer seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar mehr fossile Energieträger aus Russland importiert hätten als die nächsten zehn Staaten weltweit zusammen.
"Ich verstehe, dass es einen Konflikt gibt. Die EU hat ihre Position", sagte er. Priorität für die EU habe, zunächst sich selbst zu versorgen. Indem die Europäer nun aber zunehmend fossile Rohstoffe aus dem Mittleren Osten einkauften, trieben sie die Preise auch für Länder wie Indien nach oben. Er wünsche sich, dass europäische Regierungen stärker wahrnehmen würden, wer eigentlich wo was kaufe.
Migrations- und Mobilitätsabkommen unterzeichnet
Größere Übereinstimmung zwischen der deutschen und der indischen Position gibt es dagegen in anderen Bereichen. So unterzeichneten Baerbock und Jaishankar ein Mobilitätsabkommen, das es Menschen beider Ländern erleichtern soll, im jeweils anderen Land zu studieren, zu forschen und zu arbeiten. Baerbock sagte, mit dem Abkommen werden etwa auch Wartezeiten für Visaanträge deutlich verkürzt. Deutschland wolle, dass hoch qualifizierte Fachkräfte leichter nach Deutschland kommen könnten.
Jaishankar sprach von einem starken Signal für eine Partnerschaft auf Höhe der Zeit. Die bilateralen Beziehungen seien umfassend und tiefgehend - man könne aber noch mehr leisten.