Schweden und Dänemark Bombenanschläge häufen sich
Schweden erlebt in diesem Jahr eine außergewöhnliche Serie an Explosionen vor Gebäuden. Auch in Dänemark häufen sich Sprengstoffanschläge. Hinter den Taten werden organisierte Banden vermutet.
Mitten in der Nacht von Sonntag auf Montag kommt es im kleinen Staffanstorp in der Nähe der schwedischen Stadt Malmö zu einem lauten Knall. Das nationale Bombeneinsatzkommando rückt an und teilt kurz darauf mit, ein Sprengsatz habe den Eingangsbereich der örtlichen Polizeiwache beschädigt, verletzt worden sei niemand. Es habe keine Festnahmen gegeben.
Bei den Anwohnern von Staffanstorp sitzt der Schrecken tief, auch bei Johan Havelius: "Wir wohnen ja an der gleichen Adresse wie die Polizeistation, direkt darüber", sagt er. "Kurz nach fünf Uhr morgens bin ich von einer kräftigen Explosion aufgewacht, die man im ganzen Körper gespürt hat, also sowohl den Druck als auch den Knall."
In Staffanstorp wurde ein Bombenanschlag auf eine Polizeistation verübt.
173 Anschläge in neun Monaten
Explosionen von kleineren Bomben oder Handgranaten, vor Polizeiwachen, Einkaufscentern, Restaurants oder Wohnhäusern - sie gehören in Schweden in diesem Jahr zum Alltag der Menschen dazu. Allein zwischen Januar und September dieses Jahres zählte der Nationale Rat für Gewaltprävention 173 Sprengstoffanschläge im Land.
Seit Monaten ist es das bestimmende Thema der schwedischen Nachrichtensender. Der Druck auf die schwedische Polizei wächst. Sie vermutet organisierte Banden hinter den Anschlägen. Auch die Regierung sieht einen Zusammenhang zwischen der Explosionsserie und der wachsenden Gang-Kriminalität in schwedischen Städten.
Höhere Strafen und mehr Polizisten
Innenminister Mikael Damberg - längst unter Zugzwang - will dem Problem mit einem härteren Durchgreifen begegnen: "Was wir brauchen sind schärfere Strafen für besonders schwere Delikte. Und es müssen mehr Verbrechen als schweres Waffendelikt eingestuft werden - damit diejenigen, die verurteilt werden, längere Haftstrafen erhalten", sagt er. "Das Allerwichtigste ist aber, den Ausbau der Polizei voranzutreiben und in den kommenden fünf Jahren 10.000 neue Polizisten anzustellen."
Auch in Dänemark vermehrt Attentate
Der dänischen Regierung reicht das nicht. Denn auch hier kommt es vermehrt zu Sprengstoffanschlägen. Die Explosion vor einer Shisha-Bar in einer Einkaufsstraße in Kopenhagen am frühen Montagmorgen war die vierzehnte in diesem Jahr in der Hauptstadt.
In Kopenhagen wurde auch ein Finanzamt Ziel eines Bombenanschlags.
Der dänische Justizminister Nick Haekkerup sieht einen direkten Zusammenhang zwischen der Anschlagsserie in seinem Land und der steigenden Gewalt beim Nachbarn Schweden. "Wir sehen seit gut einem Jahr eine beunruhigende Entwicklung in Schweden, mit einer großen Anzahl an Explosionen und anderer grober Kriminalität, die sich mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung bringen lässt", erklärt Haekkerup. "Wir haben ein Interesse daran, dass sich diese Entwicklung nicht nach Dänemark ausbreitet. Deshalb haben wir beschlossen, den Grenzschutz zu Schweden zu erhöhen."
Grenzkontrollen als Gegenmaßnahme
Ab dem 12. November, so der Plan der dänischen Regierung, soll es wieder Grenzkontrollen zwischen Schweden und Dänemark geben - auf Fähren, in Zügen und auf grenznahen Straßen. Vor allem für die Berufspendler aus Südschweden, die täglich ins Nachbarland Dänemark fahren, um dort zu arbeiten, wird das wohl zu einer zeitaufwendigen Herausforderung werden. Und damit nicht genug: Der dänische Justizminister Nick Haekkerup hat ein ganzes Gesetzespaket auf den Weg gebracht. Es sieht vor, die Befugnisse der Polizei auszuweiten und setzt stärker als bisher auf Kameraüberwachung.