Konferenz der Walfangkommission Teilerfolg beim Schutz von Walen
Zum ersten Mal seit 23 Jahren ist die Internationale Walfangkommission beim Schutz von Walen einen großen Schritt vorangekommen: Angenommen wurde eine Resolution gegen kommerziellen Walfang. Eine weitere Chance wurde aber verpasst.
Es war bis zum Schluss ein Nervenkrimi: Schafft es die IWC, die Internationale Walfangkommission, sich nach mehr als 20 Jahren endlich klar zu ihrem Kernthema, nämlich dem Schutz der Wale, zu positionieren? Oder setzen sich erneut die Länder durch, die nach wie vor Jagd auf die Meeressäuger betreiben?
Bei der diesjährigen Konferenz im peruanischen Lima lag eine Resolution auf dem Tisch, die den kommerziellen Walfang verurteilt. Zwar gilt dafür seit fast 40 Jahren ein Moratorium, doch drei Länder nutzen Schlupflöcher, um es zu umgehen: Island, Norwegen und Japan.
Die Resolution wurde auf Deutschlands Initiative hin von der EU eingereicht und sie ging mit 37 Ja- zu zwölf Nein-Stimmen durch. Für Resolutionen reicht die einfache Mehrheit aller anwesenden stimmberechtigten Mitglieder.
Rechtlich nicht bindend, aber starkes Signal
"Bis zur letzten Minute war unklar, ob die Walfang-unterstützenden Länder die Beschlussfähigkeit der IWC blockieren würden", berichtet Sandra Altherr, die für die Tierschutzorganisation Pro Wildlife an der IWC-Konferenz in Peru teilnahm. Auch wenn Japan 2019 aus der IWC ausgetreten und die Resulotion rechtlich nicht bindend ist, sei sie ein starkes Signal.
Dass die IWC so lange zu ihrem Kernthema geschwiegen habe, hätten Norwegen und die anderen Walfangländer als stillschweigende Akzeptanz ihres Treibens aufgefasst, erklärt Altherr.
Vor allem Japan habe in diesem Jahr gezeigt, dass es am Walfang weiterhin festhalte. Im Juni wurde zum ersten Mal wieder die Jagd auf Finnwale im Nordpazifik gemacht. "Das hatten wir über Jahrzehnte nicht. Also das zeigt, wie ernst es Japan ist und wie groß hier das Interesse bleibt", so die Tierschützerin.
Kein Schutzgebiet im Südatlantik
Der Einfluss Japans, wenn es auch nicht mehr Teil der IWC ist, bleibe dennoch groß: "Hinter den Kulissen sind sie immer noch ein riesiger Strippenzieher und haben großen Einfluss gerade auf Entwicklungsländer aus Afrika, aus der Karibik und sogar in manchen asiatischen Ländern."
Das zeigte das Scheitern des zweiten großen Themas bei dieser Konferenz: Der Einrichtung eines Walschutzgebietes im Südatlantik. Dafür kämpft seit nunmehr 26 Jahren Brasilien, unterstützt von Argentinien und Uruguay. Vor den Küsten Südamerikas verlaufen wichtige Migrationsrouten der Wale.
Bedrohter Lebensraum
Schutzmaßnahmen haben zu einer Erholung beispielsweise der Population der Buckelwale geführt: Waren die Tiere in den 1980er-Jahren noch vom Aussterben bedroht, leben inzwischen wieder rund 35.000 Buckelwale im Südatlantik. Sogar vor Rio de Janeiro ließen sich die Riesen der Meere in diesem Jahr beobachten. Doch Verschmutzung, Klimawandel, Lärm, Beifang und auch Tiefseebohrungen bedrohen ihren Lebensraum nach wie vor.
Umso bitterer, dass das geplante Schutzgebiete erneut an der erforderlichen Dreiviertelmehrheit gescheitert sei, urteilt Altherr. Und zwar nur an einer Stimme. Die Walfang-unterstützenden Länder stimmten geschlossen dagegen.
Sowohl der Vorschlag, Walfang als Beitrag zur Ernährungssicherheit anzuerkennen, als auch der Antrag auf eine Arbeitsgruppe zur Aufhebung des kommerziellen Walfangverbotes wurden mangels Unterstützung zurückgezogen. Sie sollen jedoch für die nächste IWC-Tagung, die 2026 in Australien stattfinden soll, überarbeitet werden.
Kritik an Peru wegen der Tötung von Delfinen
Unterdessen gibt es von Umweltschützern Kritik am Gastgeberland Peru - und das, obwohl sich das Land an der Seite der EU und Südamerikas für den Schutz der Wale stark gemacht hat. "Wenn man selbst keine Wale jagt und keiner weiß, dass hier Tausende Delfine geschlachtet werden, ist so eine Position bequem", sagt der in Lima lebende deutsche Biologe Stefan Austermühle.
Er konnte vor knapp zehn Jahren nachweisen, dass peruanische Fischer, trotz eines offiziellen Verbots, bis zu 15.000 Delfine jährlich abschlachten. Weniger zum Verzehr als vielmehr als Köder für Haifische, die ebenfalls als bedroht gelten.
Nach seinen Veröffentlichungen wurde er mit dem Tode bedroht. Geändert hat sich seitdem wenig. Bei Gesprächen mit Fischern rund um Lima wurde auch der ARD bestätigt, dass diese Praxis, obwohl offiziell verboten, weiterhin existiert. Der Bitte um Stellungnahme kam die peruanische Regierung nicht nach.