Präsidentschaftswahljahr 2024 Welche Themen für den US-Wahlkampf wichtig sind
In ihren Positionen könnten Demokraten und Republikaner kaum weiter auseinanderliegen - das bietet beiden Parteien die Chance, mit ihren Themen zu punkten. Zwei Themen stehen für die Wähler ganz oben.
Die Wirtschaft und die Inflation sind für viele US-Amerikaner die mit Abstand wichtigsten Wahlthemen. Die Preise sind in der jüngsten Zeit nicht mehr so stark gestiegen wie noch vor einem Jahr. Im Dezember 2022 lag die Inflationsrate noch bei 6,45 Prozent, zuletzt war sie auf 3,14 Prozent gesunken. Trotzdem ist die Mehrheit der US-Amerikaner laut Umfragen aktuell mit der Wirtschaftspolitik von Präsident Joe Biden unzufrieden.
Ein anderes Thema, das vielen US-Amerikanern wichtig ist, spielt den regierenden Demokraten dagegen in die Hände: die Debatte um Abtreibungen. Seit der Oberste Gerichtshof das generelle Recht auf Abtreibung 2022 gekippt hat, gibt es in jedem Bundesstaat andere Regeln. Biden setzt sich für ein liberales Recht ein - und punkte damit bei vielen Wählergruppen, meint Stephen Ansolabehere, Politikprofessor an der Harvard-Universität: "Dadurch, dass einige konservative Bundestaaten wie Texas plötzlich so strenge Regeln haben, dass niemand mehr einen Schwangerschaftsabbruch durchführen darf, treibt das einige Wähler zu den Demokraten."
Immer relevanter: Migration
Auch der Klimawandel hilft als Thema eher den Demokraten, die sich bei der Eindämmung seiner Folgen ambitioniertere Ziele setzen als die Republikaner.
Bei einem anderen sehr entschiedenen Thema haben die Demokraten aber eine große Schwachstelle, findet Politikprofessor Ansolabehere: der Migration. Die Forderung nach strengeren Regeln für Asylsuchende und nach einem härteren Umgang mit Migranten, die über die Südgrenze aus Mexiko ins Land kommen, wird auch in Teilen der politischen Mitte des Landes lauter.
Intern konnten sich die Demokraten bisher aber noch nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen. Das ist eine große Herausforderung laut Ansolabehere: "Der linke Flügel der Demokraten ist gegen strengere Regeln für Einwanderung, im Gegensatz zum moderaten Teil der Partei."
Ermüdung bei Außenpolitik
Aktuell ist auch die Außenpolitik in den USA im Fokus, vor allem wegen der Auswirkungen im Inneren: Der Krieg im Gazastreifen sorgt für Proteste bei vielen jüngeren US-Amerikanern. Fast zwei Jahre nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine schwindet auch der Rückhalt für weitere Unterstützung der USA für Kiew; vor allem bei Wählern der Republikaner.
In der Regel interessierten sich die US-Wähler allerdings nicht besonders für Außenpolitik, erklärt Allan Lichtman, Politikwissenschaftler von der American University in Washington. Allerdings: "Große Erfolge oder Fehlschläge können einen Unterschied machen."
Es geht auch um Personen
Und dann geht es ja nicht nur um Inhalte, sondern auch um Personen. Das dürfte 2024 besonders zum Tragen kommen, meint Lichtman. Denn es gebe gleich zwei Besonderheiten: Mit dem 81-jährigen Joe Biden tritt der ohnehin schon älteste US-Präsident noch einmal an und sein wahrscheinlicher Herausforderer Donald Trump, selbst 77 Jahre alt, muss sich parallel zum Wahlkampf gleich mehreren Gerichtsverfahren stellen.
In aktuellen Umfragen liegt Biden zurück. Aber die Zahlen sind für das Wahlergebnis noch nicht besonders aussagekräftig: In den letzten elf Monaten vor einer Präsidentschaftswahl haben sie sich in der Vergangenheit schon häufiger gedreht.