Vor Strafmaß-Verkündung Bis zu 40 Jahre Haft für Chauvin
Fast ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd will das Gericht heute das Strafmaß für den Ex-Polizisten Chauvin verkünden. Bis zu 40 Jahre Haft sind möglich - eine Entscheidung mit Signalwirkung.
Die Aufnahmen von George Floyds minutenlangem Todeskampf bei einem brutalen Polizeieinsatz lösten in der ganzen Welt Bestürzung aus - und brachten die antirassistische "Black Lives Matter"-Bewegung stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Der Ex-Polizist Derek Chauvin wurde von einem Gericht in Minneapolis bereits in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. Heute soll das Strafmaß verkündet werden.
Der Umfang seiner Strafe orientiert sich an der schwerwiegendsten Tat, für die Ex-Polizist Derek Chauvin verurteilt worden ist - also "second degree murder", was in Deutschland etwa einem Totschlag in besonders schwerem Fall entspricht. Im US-Bundesstaat Minnesota steht darauf eine maximale Haftstrafe von 40 Jahren. Aber im vorliegenden Fall gilt das als unwahrscheinlich.
Minderjährige Frazier filmte die Tat
Chauvin wird zugute gehalten, dass er bisher nie verurteilt worden war. Aber es gibt auch Faktoren, die eine Haftstrafe in seinem Fall verlängern könnten: Der Ex-Polizist hatte nach Ansicht des Gerichts seine Position als Vertreter des Stadt ausgenutzt.
Außerdem hatte er Floyd vor den Augen einer Minderjährigen getötet. Darnella Frazier, die die Tat filmte und als Augenzeugin mit dem Pulitzer-Preis geehrt wurde, war vor einem Jahr noch nicht 18 Jahre alt.
Staatsanwaltschaft fordert 30 Jahre Haft
Die Staatsanwaltschaft verlangt 30 Jahre Haft. Chauvins Verteidiger argumentiert, der Polizist habe nie die Absicht gehabt, Floyd zu töten, und plädiert für eine Bewährungsstrafe.
Die Verkündung des Strafmaßes hat nationale Bedeutung in den USA - denn in ähnlichen Fällen wurden Polizisten bislang nur selten zur Verantwortung gezogen. Noch seltener wurden sie wegen Mordes verurteilt.