Feuerwehrleute bekämpfen Feuer bei Los Angeles

Brände in Los Angeles Zahl der Todesopfer steigt auf mindestens 16

Stand: 12.01.2025 05:09 Uhr

In Los Angeles sind nun auch bisher verschont gebliebene Stadtteile vom Feuer bedroht, weitere Evakuierungen wurden angeordnet. Laut Gerichtsmedizin stieg die Zahl der bestätigten Toten auf 16. Die Kritik an den Behörden wächst.

Bei den verheerenden Bränden in Los Angeles sind mindestens 16 Menschen gestorben. Die gerichtsmedizinische Behörde in dem Verwaltungsbezirk listete bislang 11 Todesopfer auf und erweiterte die Zahl nun auf 16.

Demnach wurden fünf Tote in und um den Stadtteil Pacific Palisades aufgefunden, elf in und um die Vorstadt Pasadena. Weil die Einsatzkräfte aber noch nicht in alle Brandgebiete vordringen können, ist weiter unklar, wie viele Menschen insgesamt in den Feuern in und um die US-Millionenmetropole ums Leben kamen.

Einsatzkräfte löschen Feuer

Löscheinsatz im Mandeville Canyon in Los Angeles.

Der jüngsten Bilanz der Brandschutzbehörde zufolge wurden etwa 12.000 Häuser vernichtet. Allein im besonders stark betroffenen Stadtviertel Pacific Palisades wurden demnach mehr als 9500 Hektar Fläche zerstört. Mehr als 180.000 Menschen mussten in den vergangenen Tagen ihre Häuser verlassen, unter ihnen zahlreiche Hollywood-Stars und andere Prominente.

Am Samstag hatten sich die Brände auch auf bis dahin unberührte Viertel von Los Angeles ausgedehnt, die Behörden ordneten in weiteren Stadtteilen Evakuierungen an. Die nationale Wetterbehörde der USA warnte mindestens bis Anfang kommender Woche vor Wetterbedingungen, die weitere Brände begünstigen oder zur Ausdehnung bestehender Feuer führen könnten.

"So wenig wie möglich im Freien aufhalten"

Die Gesundheitsbehörden rieten den Einwohnern unterdessen, ihre Wohnungen möglichst wenig zu verlassen. Die Luftqualität in Los Angeles sei wegen der Brände schlecht, die Menschen sollten sich "so wenig wie möglich im Freien aufhalten", sagte Anish Mahajan von der Gesundheitsbehörde des Verwaltungsbezirks Los Angeles. 

Der in weiten Teilen der Stadt sichtbare Rauch bestehe aus "Partikeln, Gasen und Wasserdampf", die Partikel gelangten mit der Atemluft in Nasen und Rachen der Menschen und verursachten Hals- und Kopfschmerzen, sagte Mahajan. Kinder, Senioren und Menschen mit Erkrankungen an Herz oder Atemwegen könnten deutlich gravierendere Symptome entwickeln. Die Luft sei auch in jenen Gebieten der Stadt belastet, in denen kein Rauch sichtbar sei. Wer im Freien arbeiten müsse, solle N95-Atemschutzmasken verwenden - diese entsprechen denen mit dem in Europa üblichen Standard FFP2.

Kritik an Behörden und Bürgermeisterin

Unterdessen wächst die Kritik an Behörden und Politikern. In Altadena, einem Stadtteil im Norden von Los Angeles, beklagen sich Anwohner über fehlende Feuerwehrkräfte. "Wir haben nicht einen einzigen Feuerwehrmann gesehen, während wir Eimer mit Wasser geschleppt haben, um unser Haus vor den Flammen zu retten", schildert der 40-jährige Nicholas Norman die Situation bei Ausbruch der Feuer am Dienstag. "Sie waren zu beschäftigt damit, drüben in Palisades die Anwesen der Reichen und Prominenten zu retten - uns Normalsterbliche haben sie brennen lassen", beklagt der Lehrer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP.

Als die ersten Brände ausbrachen, hielt sich Los Angeles' Bürgermeisterin Karen Bass in Ghana auf, obwohl es schon in den Tagen zuvor Wetterwarnungen gegeben hatte. Für ihre Reise wird sie heftig kritisiert. Auch Finanzkürzungen bei der Feuerwehr sowie Evakuierungsanordnungen, die fälschlicherweise Millionen von Menschen auf ihre Telefone gesendet wurden und Panik auslösten, sorgen unter den Bewohnern für Unverständnis und Wut.

Bürgermeisterin Bass und Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom - beide Demokraten - haben unabhängig voneinander Untersuchungen angeordnet. Newsom bezeichnete die mangelnde Wasserversorgung zu Beginn der Brände als "zutiefst beunruhigend". "Wir brauchen Antworten auf die Frage, wie das passieren konnte", schrieb der Gouverneur in einem offenen Brief.

Die Feuerwehrchefin von Los Angeles, Kristin Crowley, verwies auf jüngste Mittelkürzungen. Ihre Abteilung sei chronisch unterbesetzt und unterfinanziert, sagte sie dem Fox-Sender KTTV.

Unterstützung aus Mexiko

Seit Dienstag sind rund um die Millionenstadt mehrere große Brände ausgebrochen, die durch starken Wind angefacht wurden und sich rasch ausbreiteten. Tausende Soldaten der Nationalgarde sind zum Schutz der Häuser in den evakuierten Gebieten im Einsatz.

Auch aus Mexiko kommt nun Hilfe. Feuerwehrleute aus dem Nachbarland seien per Flugzeug gelandet, teilte Gouverneur Newsom auf X mit. Sie werden sich demnach den mehr als 14.000 Einsatzkräften vor Ort anschließen. Kalifornien sei für die Unterstützung unendlich dankbar.

Brief an Trump

Wegen der verheerenden Feuer mehren sich auch Rufe nach einer Unterstützung durch Donald Trump. Kathryn Barger vom Verwaltungsbezirk Los Angeles lud den designierten US-Präsidenten ein, sich ein Bild von den immensen Schäden zu machen. Auf der Plattform X postete sie einen Brief an den Republikaner, der am 20. Januar die Amtsgeschäfte von Präsident Joe Biden übernimmt. 

Barger, die ebenfalls Republikanerin ist, schrieb auch mit Blick auf den Wiederaufbau in den nächsten Jahren in und um Los Angeles, man freue sich darauf, mit der neuen Regierung zusammenzuarbeiten. Sie bat Trump, den Menschen beizustehen. Zuvor hatte bereits Newso, den künftigen US-Präsidenten per Brief eingeladen, sich das Ausmaß der Brände persönlich anzusehen.

Trump hatte Newsom eine Verantwortung für das Ausmaß der Feuer in der zweitgrößten Stadt der USA zugeschrieben - er kritisierte unter anderem dessen Wassersparmaßnahmen. Newsom konterte, man solle menschliche Tragödien nicht politisieren.

Reinhard Spiegelhauer, ARD Los Angeles, tagesschau, 12.01.2025 04:47 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 11. Januar 2025 um 17:00 Uhr.