
Dringlichkeitssitzung zur Lage in Nahost Gegenseitige Vorwürfe im UN-Sicherheitsrat
Vorwürfe und Behauptungen - auch auf diplomatischer Ebene wird der Konflikt zwischen Israel und dem Iran ausgetragen. Im UN-Sicherheitsrat rechtfertigte Israel seine Angriffe. Der Iran sprach von einer Mitschuld der USA.
Israels Angriff auf den Iran war in New York Thema im UN-Sicherheitsrat. In einer Dringlichkeitssitzung befasste sich das Gremium mit der Lage im Nahen Osten. Dabei erhoben sowohl der Iran als auch Israel Vorwürfe.
Der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Iravani warf den USA Komplizenschaft bei den israelischen Angriffen auf sein Land vor. "Die Mitschuld der USA an diesem Terroranschlag steht außer Zweifel", sagte er vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Israel habe den Iran "mit voller nachrichtendienstlicher und politischer Unterstützung der USA" angegriffen, sagte der Botschafter weiter. Wie zuvor schon die Führung seines Landes sprach auch Iravani von einer "Kriegserklärung".
Iran spricht von 78 Toten - darunter viele Zivilisten
Laut Iravani wurden bei den ersten Angriffen auf den Iran 78 Menschen getötet. 320 weitere seien verletzt worden. Die "barbarische und kriminelle Attacke" sowie Attentate durch Israel hätten sich zwar gegen ranghohe Militärs und Atomwissenschaftler gerichtet. Doch sei "die überwiegende Mehrheit" der Opfer Zivilisten gewesen.
Die US-Regierung hatte nach den Angriffen auf den Iran gesagt, sie sei nicht beteiligt gewesen. US-Präsident Donald Trump gab jedoch an, vorab über den "Präventivschlag" Israels auf den Iran informiert worden zu sein. Bei der Abwehr der iranischen Vergeltungsangriffe unterstützen die USA jedoch Israel. Das bestätigte ein Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP.
Israel: "Akt der nationalen Selbstverteidigung"
Im UN-Sicherheitsrat äußerte sich auch der UN-Botschafter von Israel, Danny Danon zu den Angriffen seines Landes. Er warf dem Iran vor, sich auf einen Krieg vorzubereiten. Daher seien die Angriffe seines Landes "ein Akt der nationalen Selbstverteidigung".
Israel begründete seinen "Präventivschlag" gegen den Iran mit dem weit fortgeschrittenen iranischen Atomprogramm. Die Islamische Republik habe sich bei ihrem Atomprogramm einem "unumkehrbaren Punkt" genähert, erklärte die israelische Armee. Geheimdienstinformationen hätten Beweise dafür geliefert, dass Teheran inzwischen "Uran auf militärisches Niveau anreichern" und "innerhalb kurzer Zeit eine Atomwaffe" bauen könne.
"Wir haben darauf gewartet, dass die Diplomatie funktioniert", sagte Dannon in New York. "Wir haben zugesehen, wie sich die Verhandlungen hinzogen, während der Iran falsche Zugeständnisse machte oder die grundlegendsten Bedingungen ablehnte", erklärte er.
Eigentlich sollten die Gespräche zwischen den USA und dem Iran über einen möglichen neuen Atom-Deal an diesem Wochenende im Oman weitergehen. Nach der jüngsten Eskalation dürften die Gespräche jedoch auf der Kippe stehen.
USA wollen weitere Gespräche mit dem Iran
Vor dem UN-Sicherheitsrat sagte der US-Botschafter McCoy Pitt, dass sein Land die diplomatischen Gespräche fortsetzen wolle. Es sei wichtig, dass der Iran niemals eine Atombombe habe, da dies eine Gefahr für die Stabilität im Nahen Osten sei.
Westliche Staaten werfen dem Iran seit Jahren vor, an Atomwaffen zu arbeiten. Teheran bestreitet die Vorwürfe. Ende Mai war ein Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) öffentlich geworden, wonach der Iran seinen Bestand von auf 60 Prozent angereichertem Uran in den vergangenen drei Monaten stark erhöhte. Für den Bau von Atomwaffen wird ein Anreicherungsgrad von etwa 90 Prozent benötigt.
Bei den jüngsten Angriffen wurde laut IAEA-Chef Rafael Grossi ein wichtiger oberirdischer Teil der iranischen Urananreicherungsanlage in Natans zerstört. Dies habe Teheran der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) mitgeteilt, sagte Grossi vor dem UN-Sicherheitsrat.