
Eingreifen in Nahost Was bezweckt Trump mit der zweiwöchigen Bedenkzeit?
US-Präsident Trump hat angekündigt, binnen zwei Wochen eine Entscheidung treffen zu wollen, ob die USA in den Krieg zwischen Israel und Iran eingreifen. Was könnte diese Aussage bedeuten?
Äußerungen von US-Präsident Donald Trump hatten in den vergangenen Tagen zu Spekulationen geführt, ob und wann die USA in den Krieg Israels gegen den Iran einsteigen. Von einer Entscheidung innerhalb von zwei Wochen sprach er nun am Donnerstag. Ein Reporter stellt bei der Pressekonferenz im Weißen Haus die Frage, die vielen durch den Kopf geht: "Im Zusammenhang mit Russland hat der Präsident mehrfach Zwei-Wochen-Deadlines genannt. Wie können wir sicher sein, dass er sich jetzt bei der Entscheidung über den Iran daran hält?"
Trump-Sprecherin Karoline Leavitt reagiert nach bekanntem Muster: "Es handelt sich um zwei unterschiedliche komplexe Konflikte, die der Präsident von seinem inkompetenten Vorgänger geerbt hat. Und der Präsident hat viel Zeit und Mühe investiert, um hier aufzuräumen."
Gemeint ist natürlich Joe Biden, den der amtierende Präsident und sein engster Kreis immer noch für alles Übel verantwortlich machen.
"Trump zieht den Schwanz ein"
Hinter der Frage steckt ein Satz, der Donald Trump überhaupt nicht gefällt: "Trump always chickens out" oder kurz: "Taco". Etwas grob zu übersetzen mit: "Trump zieht immer den Schwanz ein". Bisher benutzt mit Bezug auf Trumps massive Zolldrohungen, die er - bei Widerstand der betroffenen Länder - immer wieder abschwächte.
Das sei ein Problem, auch in der aktuellen Iran-Krise, sagt John Bolton, Sicherheitsberater in Trumps erster Amtszeit: "Ich glaube, die Ayatollahs warten jetzt, ob das wieder so ein Taco-Moment ist. Er wartet, dass sie sich bewegen - und sie umgekehrt. Ich hätte mich am Angriff der Israelis auf den Iran direkt beteiligt. Und hätte das vielleicht schon vor 20 Jahren getan", sagt der Falke Bolton.
Er hat Trump in ähnlichen Situationen kennengelernt - und das Weiße Haus nach gerade mal eineinhalb Jahren im Streit verlassen. "Er mag einfach keine Entscheidungen, die er am nächsten Tag nicht wieder rückgängig machen kann."
Ermöglicht die Frist Raum für Verhandlungen?
Es gibt aber auch andere Stimmen zu Trumps Zwei-Wochen-Frist. Laura Holgat arbeitete für die Präsidenten Barack Obama und Joe Biden in der Internationalen Atomenergiebehörde. Zu Gast bei CNN hofft sie, dass jetzt Raum ist für eine Verhandlungslösung: "Der Angriff auf die unterirdische Atomanlagen in Fordo würde nur eine Verzögerung bewirken. Es wird nicht gelingen, das iranische Atomprogramm vollständig zu eliminieren. Das Know-how, das sie erworben haben. Es gibt eine Gruppe von Leuten, die mit diesem Material umgehen können. Das verschwindet nicht einfach." Ohne ein neues Abkommen bestehe die Gefahr, dass das Atomprogramm im Verborgenen weiter geht.
Auch viele Demokraten hoffen jetzt, dass der Präsident den Militäreinsatz wieder abbläst. Denn eigentlich wolle er ja einen Deal und keine Waffen, meint Jeff Merkley, Mitglied im außenpolitischen Ausschuss des Senats. "Er will ein Verhandler sein und Frieden bringen. Oder will er in die Geschichte eingehen als weiterer republikanischer Präsident, der dem Druck nachgibt und hineinschlittert in einen Krieg im Nahen Osten?"
Der demokratische Senator spielt an auf George Bush und seinen Sohn George W. Bush, die jeweils einen Krieg mit dem Irak begannen.
Wie sich Donald Trump jetzt entscheiden wird? Seine Sprecherin hat keine abschließende Antwort. "Wenn der Präsident eine Chance für Diplomatie sieht, wird er sie ergreifen." Aber er habe auch keine Angst, Stärke zu zeigen.