Kanada-Reise des Kanzlers Scholz setzt auf kanadischen Wasserstoff
Deutschland sucht dringend nach Energielieferanten. Beim Wasserstoff soll dabei Kanada eine "ganz, ganz zentrale Rolle" spielen, betonte Kanzler Scholz. Mit Premier Trudeau sprach er auch über Flüssiggas.
Angesichts des Kriegs in der Ukraine hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit mit Kanada im Energiesektor hervorgehoben. "Kanada wird für die Entwicklung des grünen Wasserstoffs eine ganz, ganz zentrale Rolle spielen", sagte der SPD-Politiker nach einem Treffen mit Premierminister Justin Trudeau in Montreal. "Deshalb sind wir sehr froh, dass wir auch bei dieser Gelegenheit unsere Kooperation in diesem Feld ausbauen können."
Für eine Übergangszeit werde aber auch Flüssiggas benötigt, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu reduzieren.
Auf dem Weg zu deutscher Energie-Sicherheit: Kanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck in Kanada
Kanada will auch kurzfristig helfen
Trudeau sagte, man werde den Export von Flüssiggas über den Atlantik prüfen. Eine der Herausforderungen rund um LNG sei jedoch die Höhe der Investitionen in Infrastrukturen. "Wir prüfen jedoch alle anderen Möglichkeiten, um den Deutschen und Europäern kurzfristig zu helfen, da sie im kommenden Winter vor einer echten Herausforderung stehen." Russland dürfe Energie nicht als Kriegswaffe benutzen.
Russlands Angriffskrieg zwingt Deutschland, sich gerade im Energiebereich breiter aufzustellen. Kanada hat zwar Flüssiggas (LNG), Deutschland kann davon aber erst mittelfristig profitieren, weil zum Beispiel noch Terminals in Deutschland fehlen. Im Fokus der Kanzler-Reise steht deswegen die Wasserstoffproduktion. Außerdem sind deutsche Unternehmen an kanadischen Mineralien und Metallen interessiert.
Kanadas wichtige Rolle
Russland sei kein zuverlässiger Geschäftspartner, sagte der Kanzler weiter. Das Land habe überall in Europa Gaslieferungen mit dem Hinweis auf technische Gründe reduziert, die es nie gegeben habe. "Und deshalb ist es wichtig, dass wir nicht in Putins Falle tappen und zusammenhalten und zusammenstehen." Trudeau sagte, Russland habe versucht, anderen die Schuld dafür zu geben, dass es Energiepolitik zu einer Waffe gemacht habe.
"Russland versucht, die Weltgemeinschaft zu spalten"
Der Kanzler lobte die Zusammenarbeit mit Kanada im Streit um eine Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1. "Russland versucht natürlich, die Weltgemeinschaft zu spalten. Und auch diejenigen, die sich verbündet haben, um die Ukraine zu unterstützen." Deshalb sei es wichtig, dass Kanada geholfen habe, dass die überholte Turbine wieder zurückgeliefert werden könne.
Jetzt schon den Wiederaufbau planen
In Montreal wurde auch über die Zukunft der Ukraine gesprochen: Scholz sieht Deutschland in Mitverantwortung für den Wiederaufbau des osteuropäischen Landes. Das sei "eine wichtige Aufgabe, wo die Weltgemeinschaft rechtzeitig die richtigen Weichen stellen muss", sagte der SPD-Politiker. Man müsse sich schon jetzt im Krieg mit dem Wiederaufbau des Landes beschäftigen. Deutschland und die EU wollten dies auf einer Wiederaufbaukonferenz vorantreiben.
Scholz ist gemeinsam mit Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck für drei Tage nach Kanada gereist, um mit Premier Trudeau eine Energiepartnerschaft auszuloten. Und die Hoffnungen sind groß, denn das flächenmäßig zweitgrößte Land der Welt könnte helfen, sich aus der Abhängigkeit Russlands zu befreien. Kanada ist einer der größten Erdgasproduzenten weltweit.