Nominierung der Bundesregierung Deutsche Diplomatin soll UN-Vollversammlung führen
193 Länder kommen in der UN-Vollversammlung in New York zusammen. Ab 2025 soll eine Deutsche dort nun Präsidentin werden: Helga Schmid bewegt sich seit vielen Jahren auf höchster diplomatischer Ebene.
Die deutsche Topdiplomatin Helga Schmid soll offenbar ab kommendem Jahr Präsidentin der UN-Vollversammlung in New York werden. Die Bundesregierung habe die 63-Jährige für das hohe Amt am Hauptsitz der Vereinten Nationen nominiert, hieß es aus dem Auswärtigen Amt gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.
Da üblicherweise bei dem Posten keine Gegenkandidaten erwartet werden, gilt die Berufung Schmids für ein Jahr von Anfang September 2025 an als sicher.
Schmidt derzeit OSZE-Generalsekretärin
Schmidt ist Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Sie sei eine "eine der erfahrensten deutschen Spitzendiplomatinnen, bestens vernetzt und genießt international hohes Ansehen", hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Sie habe die OSZE durch die schwierigen vergangenen Jahre gesteuert. Zuvor war Schmid Generalsekretärin des Europäischen Auswärtigen Dienstes in Brüssel gewesen.
Schmid war führend an den Verhandlungen über das 2015 geschlossene Atomabkommen mit dem Iran beteiligt. Der Fortbestand des Abkommens ist seit dem US-Austritt äußerst prekär.
2015 wurde Schmid das Bundesverdienstkreuz I. Klasse verliehen. Einer ihrer Förderer, der frühere Außenminister Joschka Fischer (Grüne), schätzte diplomatisches Geschick und Ausdauer der Frau, die im bayerischen Dachau geboren wurde. Schmid arbeitete in frühen Jahren unter anderem in der deutschen Botschaft in Washington und als Beraterin von Fischers Vorgänger Klaus Kinkel (FDP).
Bei Verhandlungen über Atomdeal beteiligt
Mit Schmid würde ein diplomatisches Schwergewicht die Rolle der Vorsitzenden in der 80. Sitzungsperiode annehmen. Verglichen mit dem Amt des UN-Generalsekretärs wird diese jedoch oft als überwiegend zeremoniell wahrgenommen - die Aufgabe besteht darin, die UN-Mitgliedsstaaten in ihrer Gesamtheit zu vertreten und beim jährlichen Treffen von Staats- und Regierungschefs eine der ersten Reden zu halten.
Die UN-Vollversammlung hat angesichts schwerer Kriege in den vergangenen Jahren als globales Stimmungsbarometer an Bedeutung gewonnen. Der 15-köpfige Weltsicherheitsrat mit seiner Möglichkeit, völkerrechtlich bindende Resolutionen zu verabschieden, gilt aber als deutlich mächtiger.
Schmid wäre in der über 75-jährigen Geschichte der Vereinten Nationen dem Auswärtigen Amt zufolge erst die fünfte Frau, die der UN-Vollversammlung vorsäße. Die eigentliche Wahl erfolgt erst im Juni 2025 durch das größte UN-Gremium selbst.