Fahnen vor der Blackrock-Zentrale in New York

Kulturkampf in der Finanzwelt Republikaner gegen "woken" Kapitalismus

Stand: 28.01.2023 20:04 Uhr

In den USA hat der Kulturkampf die Finanzwelt erreicht: Konservativ regierte Bundesstaaten ziehen Hunderte Millionen Dollar von großen Finanzfirmen wie BlackRock ab, weil sie angeblich fossile Energie boykottieren.

Kentucky steht für Pferde, Bourbon - und Energie. Fast 40.000 Menschen arbeiten hier im Energiesektor. Fossile Brennstoffe wie Kohle sind wichtig, für die Wirtschaft und für die Identität. Wer fossile Brennstoffe boykottiere, könne mit Kentucky keine Geschäfte machen, Kentucky sei ein Energiestaat, sagte Allison Ball, die Finanzministerin, eine Republikanerin, neulich bei Fox News.

Gerade hat Kentucky elf Banken und Finanzdienstleister auf eine schwarze Liste gesetzt, weil sie angeblich Energiekonzerne boykottieren. Darunter sind BlackRock, Citigroup und JP Morgan. Die Konsequenzen könnten ziemlich ernst sein, meint Ball.

ESG-Standards sind für Republikaner ein rotes Tuch

Zwei Dinge könnten passieren: Kentucky könnte Anteile an diesen Unternehmen verkaufen sie und nicht länger in seine Pensionsfonds einschließen - und zweitens, so Balls Drohung: "Wir würden als Regierung in Zukunft keine Verträge mehr mit ihnen abschließen."

Kentucky ist nur einer von etwa 20 konservativen Staaten, die gerade Investmentfirmen unter Druck setzen: Sie sollten aufhören, sich wie linke Gutmenschen zu benehmen. "Woke" nennen die Republikaner dieses Verhalten. Vor allem ESG-Standards sind für Republikaner ein rotes Tuch. ESG steht für "environmental, social, and governance", und beschreibt eine Unternehmensführung, die nach ökologischen und sozialen Kriterien handelt.

Firmen-Chef Larry Fink bezieht klar Stellung

Unternehmen müssten mehr berücksichtigen als nur das Ergebnis, so erklärt es David Primo, Professor für Politikwissenschaften an der Uni Rochester. Sie müssten an die breiteren Auswirkungen ihres Handelns auf die Gesellschaft denken.

Und da kämen die ESG-Elemente ins Spiel. Bislang, sagt er, seien Konzerne "von Linken" gedrängt worden, mehr in dieser Hinsicht zu tun. Nun komme der Druck von rechts, sich ausschließlich aufs Geldverdienen zu konzentrieren.

Vor allem Larry Fink ist zum Buhmann geworden. Der Chef von BlackRock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, fordert, Unternehmen müssten mehr Verantwortung übernehmen und langfristig denken. Leider sei Langfristigkeit heute nicht aktuell, warf Fink seinen Gegnern voriges Jahr von einem Podium herunter vor: "Um es klar zu sagen: Dem Populismus geht es nicht um Langfristigkeit, sondern um den Moment!"

Larry Fink

Der Chef von BlackRock, Larry Flink, forderte Unternehmen dazu auf, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Thema könnte im Wahlkampf Fahrt aufnehmen

Tatsächlich haben die Republikaner erkannt, dass der Kampf gegen vermeintliche Gutmenschen und linke Indoktrinierung bei ihrer Basis gut ankommt, ob es nun um kritischen Geschichtsunterricht, Transgender-Themen oder nun eben politisch korrekten Kapitalismus geht.

Und ein Anführer dieser populistischen Politik ist wie so oft Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida, der zwei Milliarden Dollar von BlackRock abzieht. Dass BlackRock fossile Brennstoffe gar nicht boykottiert, sondern weiter dort investiert, scheint dabei nicht wichtig zu sein.

Das sei im Moment doch vor allem symbolisch, sagt Politikprofessor Primo. Die Unternehmen seien sicher nicht begeistert, aber sicherlich werde auch keines von ihnen bankrottgehen.

Allerdings hat sich Vanguard, eine weitere große Investmentfirma, nun aus einer Klimainitiative zurückgezogen. Die Republikaner werten das als großen Sieg. Das Thema wird bis zu den Präsidentschaftswahlen kommendes Jahr ganz sicher weiter Fahrt aufnehmen.

 

Katrin Brand, Katrin Brand, ARD Washington, 26.01.2023 11:41 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 27. Januar 2023 um 11:41 Uhr in der Wirtschaft.