Vergewaltigungsprozess Unverständnis in Hollywood nach Weinstein-Urteil
Der Vergewaltigungsprozess gegen US-Filmproduzent Weinstein wird möglicherweise neu verhandelt. Die Entscheidung des New Yorker Gerichts sorgte besonders in Hollywood für Unverständnis.
Tarana Burke, die als Gründerin der MeToo-Bewegung gilt, zögerte nicht lange, ehe sie vor die Presse trat. Nur eine Stunde, nachdem das Gericht in New York entschieden hatte, das Urteil gegen Harvey Weinstein aufzuheben, sagte sie: "Viele von uns haben die ursprüngliche Verurteilung von Weinstein als Zeichen für einen Wandel gesehen. Aber dieser Moment fühlt sich an, als lägen wir falsch."
Es werde jetzt viele Schlagzeilen und Fragen geben, was das für die MeToo-Bewegung bedeutet, sagte Burke und machte klar, Momente wie dieser würden unterstreichen, warum die Bewegung nötig ist. "Vor 10 Jahren hätten wir einen Mann wie Weinstein nicht in einen Gerichtssaal bekommen!"
"Sexualstraftäter sind Diebe"
Ashley Judd war die erste Schauspielerin, die Übergriffe Weinsteins öffentlich geschildert hat - in einem Artikel der "New York Times" im Jahr 2017. Beim Fernsehsender CBS spricht sie über den Moment, in dem sie von der Entscheidung des Gerichts erfahren hat.
"Ich habe gerade einen Ausflug in den Yellowstone-Park geplant", so Judd. "Und worauf ich hinweisen möchte, ist, dass Sexualstraftäter Diebe sind. Erst vergewaltigen sie uns, und dann stehlen sie unsere Zeit. Ich hatte einen guten Morgen - und jetzt muss ich mich wieder mit Weinstein beschäftigen."
Staatsanwälte luden zusätzliche Zeuginnen
Jodi Kantor ist Reporterin bei der "New York Times", sie ist eine der Journalistinnen, die den Skandal um Weinstein enthüllt haben. 2020 hat ihn ein Gericht in New York zu 23 Jahren Haft verurteilt. Kantor sagt, ihr sei schon damals klar gewesen, dass das Urteil anfechtbar sei.
"Die Staatsanwälte haben zusätzliche Zeuginnen geladen, Frauen, die schreckliche Dinge mit Weinstein erlebt haben", so Kantor. "Aber das war juristisch fragwürdig. Denn die klassische Regel bei Verhandlungen ist, dass eigentlich nur Zeugen geladen werden, um deren Fall es tatsächlich geht. Das war hier nicht der Fall, was den Weg für die Berufung geebnet hat."
Weinstein wegen zweitem Schuldspruch weiter in Haft
Weinstein ist 72 und beteuert seine Unschuld. Zur Zeit sitzt er in einem Gefängnis außerhalb von New York City und bleibt auch weiter in Haft. Denn ein Gericht in Los Angeles hatte ihn zu weiteren 16 Jahren verurteilt. Im Mai wolle er auch dagegen Berufung einlegen, sagte eine Anwältin Weinsteins.
Nach der Entscheidung des Gerichts in New York sprach sein Anwalt Arthur Aidala von einem Sieg. "Sein Fall wird jetzt erneut verhandelt - als ob er gerade angefangen hätte. Und er wird hierher gebracht, in eine Einrichtung hier in der Nähe. Und wir werden antreten."
Ob der Fall tatsächlich nochmal verhandelt wird, ist noch nicht klar. Ganz unabhängig davon, spricht aber auch Tarana Burke von einem Erfolg: "Vor fast sieben Jahren haben mutige Frauen ihr Schweigen gebrochen, Millionen sind ihnen gefolgt. Das wird immer der Erfolg sein!“