Mord an Sikh-Aktivisten Polizei in Kanada nimmt drei Verdächtige fest
Der Mord an einem Sikh-Aktivisten sorgte im vergangenen Jahr für eine diplomatische Krise zwischen Kanada und Indien. Nun hat die Polizei drei Verdächtige in dem Fall festgenommen. Ob es Verbindungen zur indischen Regierung gibt, wird noch geprüft.
Die Polizei in Kanada hat im Zusammenhang mit der Ermordung eines Sikh-Separatisten im vergangenen Jahr drei Menschen festgenommen. Die Tat wird mit der indischen Regierung in Verbindung gebracht. Den drei Männern wird Mord ersten Grades und Verschwörung zur Last gelegt, wie der Sender CBC am Freitag unter Berufung auf Gerichtsdokumente berichtete.
Den Männern wird vorgeworfen, am Tag der Ermordung des Sikh-Aktivisten Hardeep Singh Nijjar in Surrey, einem Vorort von Vancouver, als Schützen, Fahrer und Späher aktiv gewesen zu sein. Die drei indischen Staatsbürger im Alter zwischen 22 und 28 Jahren wurden von der Polizei in Edmonton festgenommen. Alle sind nach Angaben der Beamten seit drei bis fünf Jahren in Kanada.
Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, hieß es von der Polizei. Auch andere könnten eine Rolle in dem Fall gespielt haben. Zudem würden die Verbindungen der Verdächtigen zur indischen Regierung geprüft, sofern es welche gebe.
Trudeau sprach von Verstrickungen Indiens
Im Juni vergangenen Jahres war Nijjar erschossen vor einem Sikh-Kulturzentrum in Surrey gefunden worden. Der Kanadier mit indischen Wurzeln hatte sich für die Errichtung des unabhängigen Sikh-Staates in Indien eingesetzt und war von den indischen Behörden wegen angeblichen Terrorismus und Verschwörung zur Fahndung ausgeschrieben gewesen.
Der Mord belastete die diplomatischen Beziehungen zwischen Indien und Kanada schwer, da Ottawa sofort Neu-Delhi hinter der Tat vermutet hatte. Premierminister Justin Trudeau zufolge legten "glaubwürdige Anschuldigungen" eine Verstrickung des indischen Geheimdiensts nahe. Im September vergangenen Jahres wies die kanadische Regierung einen indischen Diplomaten aus, der dem Außenministerium in Ottawa zufolge einer Verbindung mit dem Mordanschlag verdächtigt wurde.
Die indische Regierung bezeichnete die Anschuldigungen als absurd, dementierte "jegliche Gewaltakte in Kanada" und stellte die Bearbeitung von Visaanträgen in Kanada vorübergehend ein.
Auf dem Parkplatz des Tempels Guru Nanak Sikh Gurdwara wurde Hardeep Singh Nijjar erschossen. Ein Transparent erinnert an ihn.
Täter verübten wohl weitere Morde
Die jetzt Festgenommenen sollen noch für drei weitere Todesfälle verantwortlich sein, unter anderem für die Erschießung eines Elfjährigen in Edmonton. Laut CBC waren die Männer wochenlang observiert worden, bevor sie nun bei Einsatzen in mindestens zwei Provinzen festgenommen wurden.
In Kanada lebt die weltweit größte Sikh-Gemeinschaft außerhalb des nordindischen Bundesstaats Punjab. Punjab, wo etwa 58 Prozent der Bevölkerung Sikh und 39 Prozent Hindus sind, wurde in den 1980er- und 1990er-Jahren von einer gewaltsamen Unabhängigkeitsbewegung erschüttert. Tausende Menschen wurden getötet.
Mit Informationen von Charlotte Voß, ARD-Studio New York