Fehlende Infos zu Waldbränden Kritik an Metas Nachrichten-Bann in Kanada
In Kanada gilt: Wenn Nachrichteninhalte auf Social Media geteilt werden, müssen die Verfasser dafür bezahlt werden. Der Facebook-Konzern Meta will das nicht und blockiert Nachrichtenlinks. Problematisch bei akuten Notlagen wie den Waldbränden.
Stellen Sie sich vor: Es brennt in der Region. Die Nachrichten darüber per Link über Facebook oder Instagram an Freunde schicken? Blockiert.
Das ist kein Szenario - sondern Wirklichkeit in Kanada, wo derzeit verheerende Waldbrände vor allem in British Columbia wüten. Hintergrund ist ein neues Gesetz namens "C-18", das die kanadische Regierung im Juni verabschiedet hat.
Dieses verpflichtet Plattformen wie Meta, aber auch Google dazu, Geld zu zahlen, wenn Inhalte von Presseorganen, beispielsweise TV-Berichte, Radiobeiträge oder Zeitungsartikel per Link auf der Plattform geteilt werden.
Meta weigert sich und blockiert diese Funktion jetzt in Kanada. Auch Google will diesen Schritt gehen. Meta verweist darauf, dass die Inhalte ja direkt bei den Medien abrufbar seien.
Social Media als Informationsquelle
Medienexperten sehen das kritisch: "Es ist ein Konzern, der mehr als ein Jahrzehnt damit verbracht hat, sich in die Nachrichtenproduktion und Verbreitung zu integrieren. Ob sie mögen oder nicht sind sie Teil davon, wie News verbreitet werden", sagt Nicole Gill von der Organisation Accountable Tech, die sich kritisch mit Tech-Firmen auseinandersetzen, bei CNN.
Gerade jüngere Menschen konsumieren ihre Nachrichten eher auf Social Media und weniger in traditionellen Medien. Sie könnten sich schlechter über die aktuellen Gefahren gerade jetzt bei den Bränden informieren, warnt auch Catherine Trait. Sie ist die Chefin des CBC Radio Netzwerks in Kanada.
Screenshots umgehen Nachrichten-Bann
"Man muss verstehen: Der Norden, der betroffen ist, das ist eine weite Region, sehr isoliert mit kleinen Gemeinschaften. Wir senden in acht indigenen Sprachen in dieser Region. 80 Prozent der Kanadier nutzen Facebook. In dieser Region sind es noch mehr, fast 90 Prozent, die Facebook auch nutzen, um CBC Nachrichten zu bekommen und andere lokale News", so Trait.
Offenbar behelfen sich die User zum Teil damit, Screenshots von Newsbeiträgen zu teilen. Diese werden nicht von den Meta-Netzwerken erkannt und geblockt. Doch dies ist oft umständlicher und kann TV- und Radiobeiträge nicht ersetzen.
Meta stellt sich gegen kanadische Regierung
Kanadas Premieminister Justin Trudeau rief Meta auf, den Nachrichten-Bann aufzuheben. Der Konzern sei bereit, die Profite vor die Sicherheit von Menschenleben zu stellen.
Der Streit zwischen Meta und der kanadischen Regierung geht seit Wochen. Hintergrund für das Gesetz sei die Idee, vor allem kleinere Zeitungen zu schützen, sagt Kanadas Verkehrsminister Pablo Rodriguez im CBC Fernsehen im Juni. Es sei schlecht, wenn Newsrooms dicht machen würden, "schlecht vor allem für die Demokratie".
Debatte auch außerhalb Kanadas
Der Kern des Konflikts berührt nicht nur Kanada: Welche Rolle kommt großen Unternehmen wie Meta aber auch Twitter-Nachfolger X, TikTok oder Snapchat zu?
In den USA gibt es jedenfalls eine große Debatte, ob diese Konzerne wie Verlage zu behandeln sind - ob sie presseähnliche Organe sind. Dagegen wehren sich Meta und Co. und wollen beispielsweise auch nicht für Inhalte verantwortlich sein, die auf den Plattformen gepostet werden.
Der Streit um die Nachrichten ist zum Kräftemessen zwischen den Tech-Riesen und der Politik geworden, meint Greg Taylor, Medienprofessor an der Universität in Calgary. "Was wir sehen, ist, dass diese Dienste den Launen eines Mark Zuckerberg oder Elon Musk überlassen werden. Ich denke, dass Regierungen weltweit dies prüfen müssen."
Australien geht voran
In Australien hat man diesen Kampf bereits hinter sich - auch dort hatte man Meta und andere verpflichten wollen, Nachrichteninhalte, die dort geteilt werden, zu bezahlen. Auch in Australien hatte es eine Nachrichtensperre von Meta gegeben - dann wurde sich auf eine Zahlung geeinigt.
Und sogar der “Heimatstaat” von Meta schielt auf eine ähnliche Idee. Kalifornien will mit dem sogenannten Journalism Preservation Act ebenfalls Meta und Co. zur Zahlung zwingen - der Gesetzesentwurf pausiert allerdings erst einmal bis zum Jahr 2024.