Gipfeltreffen auf Kuba G77 fordern größere Rolle auf internationaler Bühne
134 Länder gehören zur G77-Staatengemeinschaft. Auf ihrem zweitägigen Gipfel in Havanna fordern die Mitglieder mehr internationale Teilhabe, um vor allem in der Technologie und Wirtschaft nicht abgehängt zu werden.
Im kubanischen Havanna haben Vertreterinnen und Vertreter aus rund 130 Ländern ihren gemeinsamen Gipfel der sogenannten G77-Staaten beendet. Zentrales Thema der zweitägigen Beratungen war eine engere Kooperation zwischen den Mitgliedern der Gemeinschaft und und Forderungen an die Industriestaaten, den G77 mehr internationale Teilhabe zu ermöglichen.
In einer gemeinsamen Abschlusserklärung warnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Treffens, die wirtschaftlichen Probleme in den Entwicklungs- und Schwellenländern des globalen Südens hätten infolge mehrerer Krisen einen Höhepunkt erreicht. Die Folgen der Corona-Pandemie, die steigende Inflation, Finanzkrisen und geopolitische Spannungen belasteten die eigenen Wirtschaftssysteme. Und für keine dieser weltweiten Krisen gebe es bislang einen Fahrplan, um sie zu bewältigen.
Die Staatengemeinschaft G77 wurde 1964 von 77 Ländern des globalen Südens gegründet. Inzwischen gehören ihr 134 Mitglieder an. Der Zusammenschluss repräsentiert damit etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung. China beteiligt sich an den Forderungen des Bündnisses, betrachtet sich aber nicht als Mitglied.
Die G77 gilt, gemessen an der Bevölkerung und Mitgliederzahl, als größte Gruppe innerhalb der Vereinten Nationen.
Staaten sollen in nachhaltige Industrialisierung investieren
Die Abschlusserklärung der G77-Staaten umfasst 46 Punkte. Im Kern wollen die Mitglieder eine gerechtere internationale Wirtschafts- und Sozialordnung durchsetzen. Dafür werden in der Erklärung Anforderungen an die G77 selbst gestellt. Die "Einheit" innerhalb des Bündnisses solle gestärkt werden, um durch eine intensivere Zusammenarbeit die eigene "Rolle auf der internationalen Bühne" zu festigen. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva forderte die Länder zudem auf, mehr in die eigene Wirtschaft zu investieren - in Erneuerbare Energien etwa oder in eine nachhaltige Industrialisierung.
Doch vor allem erhebt die Staatengemeinschaft Forderungen an die wirtschaftlich stärkeren Nationen. Die internationale Gemeinschaft, die Vereinten Nationen und die internationalen Finanzinstitutionen müssten die Bemühungen der G77 bei der Entwicklung und Stärkung in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Innovation unterstützen.
Mehr Teilhabe bei technologischen Entwicklungen
Das Bündnis drängt auf eine stärkere Beteiligung bei Entscheidungen in der internationalen Finanzpolitik. Dafür müssten das System und die dazugehörigen Institutionen wie die Weltbank reformiert werden, um einen "inklusivieren und koordinierten Ansatz" auch für wirtschaftlich schwächere Staaten zu ermöglichen.
Des Weiteren fordern die G77 mehr gerechtere Teilhabe im Bereich der Technologie. In der Abschlusserklärung des Gipfels heißt es:
Wir lehnen Technologiemonopole und andere unfaire Praktiken ab, die die technologische Entwicklung der Entwicklungsländer behindern.
Staaten, "die ein Monopol und eine Vormachtstellung im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien einschließlich des Internets haben, sollten sie nicht als Instrumente der Unterdrückung der legitimen wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung anderer Staaten nutzen", kritisieren die G77.