Chile Tausende erinnern an Opfer der Militärdiktatur
Heute vor genau 50 Jahren putschte sich General Pinochet in Chile an die Macht. Bereits am Abend gedachten Tausende Menschen der Opfer der Militärherrschaft. Dabei kam es vereinzelt zu Zusammenstößen mit der Polizei.
Am Vorabend des 50. Jahrestages des Militärputsches hat es in Chiles Hauptstadt Santiago de Chile einen Gedenkmarsch für die Opfer der Diktatur gegeben. Der Marsch begann traditionell im Stadtzentrum. Die rund 6.000 Menschen zogen zum Hauptfriedhof der Stadt, wo sich auch das Grab des 1973 gestürzten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende befindet. Auf dem Friedhof erinnert zudem eine Gedenkstätte an die Opfer der Militärdiktatur.
Auf dem Weg hielt die Menschenmenge kurz am Präsidentenpalast La Moneda an, wo der damalige Präsident Allende gestürzt worden war. Nach Angaben der Regierung schloss sich auch der linke Präsident Gabriel Boric dem Gedenkmarsch an. Er ist damit der erste chilenische Staatschef seit dem Ende der Militärdiktatur im Jahr 1990, der sich an dem Gedenken beteiligt hat.
Berichte über einzelne Ausschreitungen
Am Regierungspalast Moneda hat es laut Berichten und Augenzeugen vereinzelte Ausschreitungen gegeben. Vermummte warfen demnach die Fenster des Regierungspalastes ein. Sie durchbrachen Absperrungen und beschädigten den Zugang zu einem Kulturzentrum im Keller des Gebäudes. Später wurden demnach auch Brandsätze geworfen und Barrikaden in Brand gesetzt, ehe sie von der Polizei gestoppt wurden.
Auf dem Friedhof wurden offenbar einige Mausoleen beschädigt, darunter das Grab eines 1991 getöteten rechten Senators. "Die Verantwortlichen für diese Gewalt sind Gegner der Regierung", sagte der stellvertretende Innenminister Manuel Monsalve. Seinen Angaben zufolge wurden drei Polizisten verletzt. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, drei Menschen wurden demnach festgenommen.
Demonstranten werden von einem Wasserwerfer der Polizei getroffen, als es zu Zusammenstößen beim Gedenken zum 50. Jahrestag des Militärputsches von General Pinochet in Santiago de Chile kommt.
Größtenteils friedliche Demonstration
Der Großteil der Demonstranten zog jedoch friedlich durch Santiago. An dem traditionellen Marsch nahmen auch viele Angehörige von Opfern teil, die immer noch als verschwunden gelten, von den Militärs gefoltert oder ermordet wurden.
Der General Augusto Pinochet hatte Allende am 11. September 1973 mit Unterstützung des US-Geheimdiensts CIA gestürzt und selbst die Macht übernommen. Während seiner 17-jährigen Herrschaft wurden offiziell mehr als 3.000 Menschen getötet, mehr als 27.000 wurden in Gefängnisse gesteckt und gefoltert. Das Schicksal von mehr als 1.000 Opfern ist noch ungeklärt.
Pinochet starb 2006 im Alter von 91 Jahren an einem Herzinfarkt, ohne je für die Verbrechen unter seiner Herrschaft verurteilt worden zu sein.