Neue Präsidentin Tansania vor Kurswechsel in Corona-Politik
Ihr Vorgänger empfahl Gebete, Kräuter und Dampfbäder gegen Corona - Tansanias neue Präsidentin Suluhu Hassan will dagegen mehr auf die Wissenschaft hören. Nicht nur beim Kampf gegen die Pandemie kündigte sie einen Kurswechsel an.
In Tansania deutet sich nach dem umstrittenen Krisenmanagement des im März gestorbenen Ex-Präsidenten John Magufuli eine Kehrtwende in der Corona-Politik an. Die neue Präsidentin Samia Suluhu Hassan will sich zur weiteren Vorgehensweise in der Pandemie wissenschaftlich beraten lassen. Demnach ordnete sie laut einem Bericht der Zeitung "The Citizen" an, ein Expertenkomitee für die Bekämpfung der Corona-Pandemie zu gründen.
Suluhu Hassan signalisierte zudem, zur Pandemiebekämpfung international kooperieren zu wollen. "Wir können uns nicht isolieren", sagte sie. Tansania sei schließlich keine "Insel".
Gefahren von Corona heruntergespielt
Ihr Vorgänger Magufuli hatte lange die Existenz von Covid-19 in seinem Land dementiert und Gebete, Kräuter und Dampfbäder empfohlen. Zudem spielte er immer wieder die Gefahren von Corona herunter. Magufuli erklärte das ostafrikanische Land im vergangenen Jahr für "Covid-19-frei" und nannte Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus sowie Impfungen unnötig.
Tansania mit seinen etwa 58 Millionen Einwohnern hat seit Mai 2020 keine Neuinfektionszahlen mehr veröffentlicht. Damals lag die Zahl der Fälle bei etwa 500. Anders als in vielen anderen afrikanischen Ländern, wo sich im Vorjahr per Flugzeug einreisende ausländische Urlauber erst in eine mehrtägige Quarantäne begeben mussten, gab es in Tansania kaum Einschränkungen für Touristen.
Medienhäuser sollen Lizenzen zurückerhalten
Suluhu Hassan kündigte zudem an, die Einschränkung der Pressefreiheit beenden zu wollen. Suluhu erklärte, das Informationsministerium mit der Rückgabe der Lizenzen an mehrere Medienhäuser zu beauftragen. Unter Magufuli waren mehrere regierungskritische Medien geschlossen worden, darunter vier Zeitungen.
Ein im vergangenen Jahr eingeführtes Gesetz stellte zudem unter anderem Aufrufe zu Demonstrationen sowie die Veröffentlichung von Inhalten, die sich gegen den Staat richteten, unter Strafe.
Gerüchte über Todesursache Magufulis
Die frühere Vizepräsidentin hatte am 19. März die Nachfolge von Magufuli angetreten, der wenige Tage vorher offiziellen Angaben zufolge an Herzproblemen gestorben war. Doch Gerüchte halten sich, dass der Präsident an einer Covid-19-Infektion gestorben sein könnte. Magufuli regierte das ostafrikanische Land seit 2015 und stand wegen seines autoritären Führungsstils zunehmend in der Kritik.