Auf dem Weg zu den Kanaren Hunderte Geflüchtete aus Senegal vermisst
Seit Tagen werden drei Flüchtlingsboote mit Hunderten Menschen im Atlantik vermisst. Bei der Suche nach ihnen sind nun 86 Menschen südlich der Kanaren in Sicherheit gebracht worden. Ob sie aber zu den 300 Vermissten gehören, ist unklar.
Die spanische Seenotrettung hat bei ihrer Suche nach drei vermissten Booten mit Migranten aus Afrika im Seegebiet südlich der Kanaren 86 Menschen in Sicherheit gebracht. Das teilte die Organisation auf Twitter mit.
Der Seenotkreuzer "Calíope" war am Mittag aus dem Hafen von Maspalomas auf Gran Canaria ausgelaufen, nachdem ein spanisches Suchflugzeug ein Flüchtlingsboot etwa 140 Kilometer südwestlich der Insel entdeckt hatte. Der Containerfrachter "MSC Marta" unter der Flagge Panamas war in der Nähe des Migrantenbootes geblieben, bis der Seenotkreuzer eintraf und die Menschen übernahm, wie die Seenotrettung weiter mitteilte.
Drei Flüchtlingsboote vermisst
Zuvor hatte die in Afrika gut vernetzte spanische Hilfsorganisation "Caminando Fronteras" (Grenzgänger) berichtet, am 23. Juni seien zwei Boote mit je etwa 60 Menschen an Bord von Senegal aus Richtung Kanaren gestartet. Am 27. Juni habe sich ein drittes Boot mit etwa 200 Menschen von dem Küstenort Kafountine im Senegal ebenfalls auf den Weg zu den spanischen Inseln gemacht.
Die Organisation stehe mit Angehörigen der Vermissten in Kontakt, die keine Nachricht von den Menschen auf den Booten hätten. Ob es sich bei dem Boot mit 86 Migranten um eines der drei vermissten Boote handelt, war zunächst unklar.
Flucht vor Instabilität im Senegal
Von Kafountine, einem Dorf im Süden Senegals, sind es etwa 1700 Kilometer bis nach Teneriffa. Die Familien seien sehr besorgt, sagte Helena Maleno von der Hilfsorganisation Walking Borders. Die etwa 300 Menschen seien aus der gleichen Gegend im Senegal und wegen der Instabilität im Land geflohen.
Hunderte Menschen bereits verunglückt
Die Kanarischen Inseln mit Teneriffa vor der Küste Westafrikas sind ein wichtiges Ziel für Geflüchtete auf dem Weg nach Spanien. Die atlantische Migrationsroute wird in der Regel von Menschen aus den afrikanischen Ländern südlich der Sahara genutzt. Nach Angaben der UN starben im Jahr 2022 mindestens 559 Menschen bei dem Versuch, die Kanarischen Inseln zu erreichen.
Lage im Senegal
Viele Menschen verlassen die ländlichen Regionen im Senegal auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung lebt etwa die Hälfte der knapp 17 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Senegals in Städten.
Die Zuwanderung in den Städten sorgt für Probleme, insbesondere bei der Trinkwasserversorgung sowie der Abwasser- und Abfallentsorgung. Besonders für junge Menschen ist die Lage im Senegal schwierig - es mangelt an Ausbildungsplätzen und Jobs. Das hohe Bevölkerungswachstum verschärft diese Situation.
Jährlich entscheiden sich zahlreiche Senegalesinnen und Senegalesen auszuwandern - in Hoffnung auf eine bessere Perspektive. Nach Angaben des Bundesministeriums machen Überweisungen aus dem Ausland zur Unterstützung der Familien der Migrantinnen und Migranten etwa zehn Prozent des senegalesischen Bruttoinlandsprodukts aus und sind damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.