Wasser verschmutzt Cholera breitet sich in Simbabwe aus
Simbabwe kämpft gegen einen Cholera-Ausbruch. Seit Februar sind bereits mehr als 200 Menschen an der hochansteckenden Durchfallerkrankung gestorben, Tausende haben sich infiziert. Experten vermuten noch höhere Zahlen.
In Kuwadzana, einem Vorort von Harare, fließt das Abwasser zwischen den Hütten hindurch. Es ist mit Cholera-Bakterien verseuchtes Wasser aus aufgeplatzten Abwasserrohren. Berge von Müll türmen sich an den Straßen. Das gehe schon seit Monaten so, sagt Lucia Rupende und zeigt auf Maden in den Pfützen. Ihre Kinder lässt sie deshalb nicht hinaus.
"Das ist schrecklich. Sind wir Tiere?", fragt sie. "Es ist unerträglich, wie wir leben." Die Kinder müssten drinnen bleiben und könnten nicht draußen spielen. "Wir haben Angst, dass sie sich mit Cholera anstecken", sagt sie.
Abwasser in einem Regenwasserabfluss in Chitungwiza, in der Provinz Harare
Tagelang Durchfall und Erbrechen
40 Prozent der Cholera-Fälle in der Hauptstadt werden derzeit aus dem Vorort Kuwadzana gemeldet. Dort leben Menschen mit wenig Geld. Stephen Masvingo hält sich mit einem Barbershop über Wasser. Sein Salon aus Blech und Brettern hat keinen Wasseranschluss.
Er ist froh, Cholera überlebt zu haben. Drei Tage habe er Durchfall gehabt, musste sich übergeben, erzählt er. "Ich dachte, das vergeht. Aber ich konnte nichts bei mir behalten." Er habe sich sehr schwach gefühlt. "Dann hat meine Frau Hilfe geholt, ich kam sofort ins Krankenhaus."
Stephen Masvingo geht davon aus, dass er sich bei einem Kunden angesteckt hat. Manchmal vergesse man einfach, sich die Hände zu waschen - und esse dann was oder kaue Nägel.
Eine Krankenpflegerin behandelt Cholera-Patienten. Viele Erkrankte gehen nicht zum Arzt, manche haben auch keine Symptome.
Abwasser mischt sich mit Trinkwasser
In Simbabwe wie auch in den Nachbarländern Mosambik und Südafrika gibt es immer wieder Cholera-Epidemien, weil die Wasser- und Abwasserleitungen marode sind. Regina Feindt arbeitet für die Welthungerhilfe in Harare. Sie berichtet, nicht jeder Haushalt habe eine eigene Toilette. "Und Gemeinschaftstoiletten sind in einem teils schlechten Zustand. Das heißt, die Menschen gehen auch teilweise einfach hinters Haus."
Der nächste Regen nimmt es mit. So gelangt das stinkende Abwasser, das Lucias Rupendes Hütte umgibt, über einen Bach schließlich in den Chivero-Stausee, Harares wichtigsten Trinkwasserspeicher.
Ein Drittel ist schlecht ernährt
Die Durchfallkrankheit finde im südlichen Afrika besonders leicht Opfer. In Simbabwe sei die Ernährungssituation ohnehin sehr angespannt, ungefähr 30 Prozent der Bevölkerung seien schlecht ernährt. In solchen Ländern sei "eine solche Erkrankung ein Riesenproblem, die den Hunger letztendlich noch einmal verschärft".
Bisher geht die Regierung von 9.400 Cholera-Fällen in Simbabwe aus. Doch das ist vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. Viele gehen nicht zum Arzt, manche haben auch keine Symptome, geben die Krankheit aber trotzdem weiter.
Sorge vor weiterer Ausbreitung
Schon Mitte November hatte der Chef der städtischen Gesundheitsbehörde erklärt, die Lage in Harare gerate außer Kontrolle. Regierung und Hilfsorganisationen verteilten Chlortabletten, Seife und sauberes Wasser aus Tankwagen. Aber wenn jetzt die Regenzeit beginnt, könnte die Lage so schlimm werden wie vor 15 Jahren, fürchten viele. Bei der letzten Cholera-Epidemie 2008 starben in Simbabwe mehr als 4.000 Menschen.
Frauen holen sauberes Trinkwasser aus einem Bohrloch in der Poliklinik Kuwadzana in Harare. Die Gesundheitsbehörde der Stadt vermutet, dass viele Wasserlöcher und Brunnen bereits verseucht sind.
In Kuwadzana verkaufen Straßenhändler Fisch und Fleisch, von Fliegen umschwärmt. Das will die Regierung eigentlich verbieten, um mögliche Ansteckung zu unterbinden. Etwas weiter stehen Menschen Schlange vor einem Wasserloch. Nur ein bis zwei Meter tief sind sie und offen. Das einzige Wasser, zu dem sie hier Zugang haben, wenn kein Tankwagen vorbeikommt.
"Wir haben nur ein Wasserloch für die ganze Nachbarschaft", sagt ein Mann. Eine Frau berichtet: "Wir stehen hier manchmal vier Stunden an, manchmal sechs Stunden."
Keine Lösung ohne sauberes Wasser
Die Gesundheitsbehörde von Harare geht davon aus, dass mittlerweile die Hälfte dieser flachen Wasserlöcher in den westlichen Stadtteilen mit Cholera-Bakterien verseucht sind und alle tiefen Brunnen. Doch solange es kein sauberes Wasser für alle gibt, wird Cholera ein massives Problem bleiben in Simbabwe.
Sheila Chimanya versucht als Gesundheitsbeauftragte in Kuwadzana, allen klarzumachen, wie sie sich schützen können: mit Hygiene und Chlortabletten für jedes Wasser. "Aber es ist schwer, die Menschen hier wissen nicht mehr, was sie tun sollen."