Demokratische Republik Kongo Trauer nach Bootsunglück am Kivu-See
Nach dem Kentern eines offenbar überladenen Bootes auf dem Kivu-See in der Demokratischen Republik Kongo werden viele Menschen vermisst. Fast 80 Tote wurden bereits geborgen. Angehörige machen der Regierung schwere Vorwürfe.
Trauer und Verzweiflung am Ufer des Kivu-Sees: Nur 100 Meter vom Hafen entfernt, ist ein Boot gekentert. Wie viele Passagiere genau an Bord waren, ist unklar. Überlebende sprechen von Hunderten - die Zahlen gehen weit auseinander.
Auch Theo Basimane war an Bord. Er hatte Glück im Unglück, wie er schildert: "Das Boot ist auf eine Seite gekippt und auf einmal waren wir alle im Wasser. Ich war mit meiner gesamten Familie unterwegs, aber ich weiß nicht, wo sie sind. Unser zwei Monate altes Baby war bei meiner Frau. Ich war mit meiner Schwiegermutter, meinem Bruder und meinem Schwager zusammen. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass ich der einzige Überlebende in der Familie bin."
Fischer halfen bei Rettungsaktion
Augenzeugen beobachteten die Tragödie vom Ufer und schlugen Alarm. An der Rettungsaktion beteiligte sich nicht nur die Küstenwache: Auch das kongolesische Militär und ausländische Truppen versuchten, Passagiere aus dem Wasser zu ziehen.
Und selbst Fischer wie Chance Bassa eilten in kleinen Booten zur Hilfe. "Wir konnten mehrere Menschen retten, weil gerade leere Boote hier im Hafen lagen", erzählt er. "Als die Tragödie sich ereignete, haben wir alles stehen und liegen gelassen und sind losgefahren."
"Es hat alles mit dem Krieg zu tun"
Die Reisenden wollten aus der Stadt Minova in der benachbarten Provinz nach Goma reisen. Die Strecke zwischen den beiden Städten ist eigentlich kurz: 45 Kilometer. Auf dem Landweg braucht man etwa 1 Stunde und 20 Minuten. Aber die Straße ist unpassierbar und gefährlich: Denn die kongolesische Armee liefert sich dort heftige Gefechte mit Rebellen. Deshalb weichen viele auf den Wassertransport aus.
In Goma wächst die Wut auf die Regierung, die seit Jahren verspricht, den Konflikt zu beenden. "Die Regierung weiß doch, dass die Straßen unbrauchbar sind. Früher, als die Straßen befahrbar waren, gab es solche Unfälle nicht", erzählt ein Mann, der drei Familienmitglieder bei dem Unglück verloren hat. "Es hat alles mit dem Krieg zu tun. Die Regierung muss entweder etwas unternehmen, oder einfach zurücktreten."
Bereits ähnliche Bootsunglücke
Augenzeugen sagen, das Boot sei überladen gewesen. Der Unfall ist kein Einzelfall: Immer wieder kommt es im Kongo zu ähnlichen Tragödien. Die Regierung hat eine Aufarbeitung des Unglücks angeordnet. Aber ohne Frieden im Ostkongo werden die Reisenden und Händler weiterhin ihr Leben auf dem Kivu-See riskieren müssen.