Grenzübergang Rafah geöffnet Verletzte Palästinenser aus Gaza nach Ägypten gebracht
Die ersten von rund 90 schwer verletzten Palästinensern sind aus dem Gazastreifen über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten gebracht worden. Für sie wird im Norden der Halbinsel Sinai ein Feldlazarett errichtet.
Eine erste Gruppe von verletzten Palästinensern hat nach Angaben ägyptischer Medien und eines ägyptischen Beamten den Gazastreifen über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten verlassen. Die Verletzten seien in Krankenwagen über die Grenze gebracht worden, hieß es. Ägypten hatte angesichts der israelischen Bombardierungen angekündigt, Verletzte aus dem Gazastreifen aufzunehmen und zu behandeln.
Ägyptische Fernsehsender zeigten Aufnahmen von Rettungswagen, die auf der ägyptischen Seite des Grenzübergangs Rafah ankamen. Insgesamt sollen etwa 90 schwer verletzte Palästinenser zur medizinischen Behandlung in ägyptische Einrichtungen gebracht werden. Auf palästinensischer Seite des Grenzübergangs beobachtete ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP mindestens 40 Rettungswagen mit jeweils zwei Verletzten, die am Grenzübergang Rafah ankamen, um von dort nach Ägypten zu fahren.
Verletzte sollen vor allem in ein Feldlazarett
Die Verletzten sollen Berichten zufolge in ein Feldlazarett in der Stadt Scheich Suweid rund 15 Kilometer von Rafah entfernt sowie in ein Krankenhaus nach El Arisch und in den kompliziertesten Fällen auch nach Kairo gebracht werden.
Der Sprecher des von der militant-islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen sagte der AFP, Ägypten sei eine Liste mit insgesamt 4.000 Verletzten übermittelt worden. Die Verletzten benötigten eine Versorgung, die im Gazastreifen nicht bereitgestellt werden könne. Zuvor hatte die Hamas angegeben, Ägypten habe sich zur Aufnahme von 81 Schwerverletzten bereiterklärt.
Die Entscheidung für die Aufnahme von Verletzten aus dem Gazastreifen fiel Stunden nach einem israelischen Angriff auf das Flüchtlingslager Dschabalia im Norden des Gazastreifens, bei dem nach Angaben Israels und des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums mindestens 50 Menschen getötet und 150 verletzt worden waren.
Ägypten hatte sich zunächst dagegen ausgesprochen, Menschen aus Gaza aufzunehmen. Die ägyptische Regierung befürchtet, dass sich der Konflikt auf das Land am Nil und darüber hinaus ausweiten könnte. Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte stattdessen vorgeschlagen, dass Israel die Palästinenser im Negev unterbringen sollte.
Rafah ist der einzige nicht von Israel kontrollierte Grenzübergang des Gazastreifens. Er gilt für die Bewohner von Gaza als wichtigster Übergang zur Außenwelt. Er wurde am Mittwoch erstmals seit dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober für Menschen geöffnet.
Mehrere hundert Menschen mit ausländischem Pass oder doppelter Staatsbürgerschaft sollen bislang aus dem Gazastreifen nach Ägypten gelangt sein, berichtet ARD-Korrespondentin Gabriele Dunkel. Wie lange der Grenzübergang Rafah offenbleiben soll, sei aber unklar.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters und von US-Medien kam eine entsprechende Vereinbarung durch Vermittlungen Katars zustande und wird von Ägypten, Israel und der radikal-islamistischen Hamas getragen.