Keine Flüge am BER am Montag - Diese Rechte haben Flugreisende bei einem Warnstreik

Mo 10.03.25 | 06:09 Uhr
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Symbolbild:Reisende liegen am Flughafen BER am frühen Morgen auf dem Boden und schlafen.(Quelle:picture alliance/dpa/P.Zinken)
Audio: rbb24 Inforadio | 07.03.2025 | Carsten Schabosk (ARD Kompetenzcenter Verbraucher) | Bild: picture alliance/dpa/P.Zinken

Die Mitarbeiter der größeren deutschen Flughäfen sind am Montag zum Streik aufgerufen. Der BER stellt den Flugbetrieb an diesem Tag vollständig ein. Die Airlines müssen die Passagiere trotzdem befördern (lassen). Was Flugreisende wissen sollten.

Wann und an welchen Flughäfen gestreikt wird

Die Gewerkschaft Verdi will am Montag (10. März) die größeren deutschen Flughäfen bestreiken. Der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) wird deshalb den Flugbetrieb an diesem Tag komplett einstellen.

Sämtliche regulär geplanten Abflüge und Ankünfte werden am Montag nicht stattfinden, wie ein Sprecher des Flughafens am Freitag mitteilte. Nach seinen Angaben waren für diesen Tag je 246 An- und Abflüge geplant - mit etwa 67.000 Passagieren. Gestreikt werden soll zudem an den Flughäfen München, Stuttgart, Frankfurt, Köln/Bonn, Düsseldorf, Dortmund, Hannover, Bremen, Hamburg und Leipzig-Halle. Bundesweit fallen voraussichtlich mehr als 3.400 Flüge aus, über 500.000 Passagiere sollen betroffen sein. Zudem sind an den Airports Weeze bei Düsseldorf und Karlsruhe/Baden-Baden Beschäftigte des Luftsicherheitsbereichs zum Ausstand aufgerufen.

Der Warnstreik soll am Montag von 0 bis 24 Uhr andauern. Regional gibt es aber auch andere Startzeitpunkte. Den Anfang machte Hamburg: Dort wird unangekündigt schon am Sonntag (9. März) der Flughafen lahmgelegt, pünktlich zu Ferienbeginn. Einige Maschinen wurden deshalb zum BER umgeleitet, wie ein Sprecher des Flughafens Berlin-Brandenburg auf rbb-Anfrage sagte.

Aufgerufen zum Warnstreik sind erneut die Beschäftigten, die unter den öffentlichen Dienst fallen, wie bei der Sicherheitskontrolle, sowie Kräfte der Bodenverkehrsdienstleister, die für die Abfertigung der Flugzeuge sorgen. Verdi kündige den Warnstreik eigenen Angaben zufolge frühzeitig an, um den Passagieren Planungssicherheit zu geben.

Was Passagiere jetzt tun können

Fluggäste sollten sich regelmäßig über den Status ihrer Flüge informieren. Fällt der gebuchte Flug aus, muss die Airline eine Ersatzbeförderung ermöglichen – egal, ob via Flugzeug, Bahn, Bus oder Mietwagen. Sie muss, so die Verbraucherzentrale Brandenburg, zumutbar und verhältnismäßig sein. Kann die Airline die Ersatzbeförderung nicht realisieren, muss das Geld für das Flugticket komplett erstattet werden.

Grundsätzlich können Kunden streikbedingt gestrichene Flüge stornieren, sie bekommen dann ihr Geld zurück. Dafür hat die Airline sieben Tage Zeit. Wer trotzdem fliegen will, hat Anspruch auf einen späteren Flug. Das kann aber dauern, bis der Streik vorbei ist. Eventuell auch länger, da ein Rückstau entstehen kann.

Passagiere haben Recht auf Betreuungsleistungen

Wenn es bei der Airline bzw. beim Reiseveranstalter keinen Ansprechpartner gibt, sollte der Passagier zumindest eine Mail schreiben und so seinen Fall dokumentieren. Bucht der Fluggast danach auf eigene Faust um, sollten in jedem Fall die entsprechenden Belege aufbewahrt werden, damit man im Nachgang der Reise den Anspruch gegenüber der Airline oder dem Reiseveranstalter geltend machen kann, empfiehlt die Verbraucherzentrale Brandenburg.

Am Flughafen haben Passagiere bei "erheblicher Verspätung" auch das Recht auf Betreuungsleistungen. Diese sollte man ruhig gezielt erfragen. In der Regel sind die Airlines vorbereitet und verteilen Gutscheine für Essen und Getränke. Sollte sie das nicht tun, müssen die entsprechenden Belege für die Verköstigung aufbewahrt werden. Auch diese Kosten kann man sich laut Verbraucherzentrale im Nachgang erstatten lassen.

Stichwort Entschädigung

Grundsätzlich haben Reisende nach EU-Recht die Möglichkeit, bei kurzen Flügen bis zu 250 Euro Entschädigung einzufordern, wenn ihre Flug-Verbindung gestrichen und keine angemessene Alternative angeboten wird [swr.de]. Das gilt für Flüge unter 1.500 Kilometer. Bei längeren Strecken steigt die Entschädigungshöhe bis zu 600 Euro.

Wenn sich die Fluggesellschaft jedoch auf außergewöhnliche Umstände berufen kann, haben Passagiere kein Recht auf Entschädigung. Darunter versteht man Umstände, die für die Airline nicht beherrschbar sind. Das kann auch ein Streik sein, vor allem dann, wenn es nicht die Angestellten der Airline selbst sind, die streiken, sondern externe Beschäftigte. Im Zweifelfall bringt eine Einzelfallprüfung Klarheit.

Worum es Verdi beim Streikaufruf geht

Aufgerufen zum Warnstreik der Bodenverkehrsdienstleister sind laut Verdi am Montag "nahezu alle deutschen Flughäfen". Der Streik fände statt, da die Arbeitgeber in den laufenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bisher kein Angebot vorgelegt und keine Bereitschaft gezeigt hätten, die berechtigten Forderungen zu erfüllen, so die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle.

Hintergrund ist der Tarifstreit im öffentlichen Dienst. Im vergangenen Jahr waren die Branchentarifverträge für die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienstleister an die allgemeinen Tarifentwicklungen im öffentlichen Dienst angekoppelt worden. Das gilt auch für die Beschäftigten bei privaten Unternehmen.

In der aktuellen Tarifrunde für die Beschäftigten von Bund und Kommunen fordert die Gewerkschaft für die insgesamt 2,5 Millionen Beschäftigten acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat sowie mehr freie Tage.

Streiks auch schon in den vergangenen Wochen

Der Streik am 10. März ist nicht der erste Streik an deutschen Flughäfen in den aktuellen Tarifverhandlungen. In Köln, Düsseldorf, Hamburg und München war es bereits zu Streiks mit zahlreichen Flugausfällen gekommen.

Die Lufthansa wie auch der Flughafenverband ADV haben die Streiks an den Knotenpunkten der Verkehrsinfrastruktur deutlich kritisiert. Vor rund einer Woche streikte das Personal in München für zwei Tage [br.de]. Dabei fielen rund 80 Prozent der Flüge aus.

Sendung: rbb24 Abendschau, 09.03.2025, 19:30 Uhr

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28 Kommentare

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  1. 28.

    Dieser Streik hat nichts mit Verhältnismäßigkeit. Hier werden hundert Tausende als menschliches Schild genommen. Viele wollten in den wohlverdienten Urlaub und müssen wieder nach Hause. Denn ein Ersatz gibt es nicht.
    Man regt sich über Rechte Gewalt auf. Was ist das. Nötigung und dafür ist keine Lohnforderung gerechtfertigt.

  2. 27.

    Die Arbeitgeber sind das Problem. Sie stopfen sich die Taschen voll, mit ihren Boni und sonste was. Und wir Arbeiter müssen darunter leiden. Schämen sollten sie sich, die Herren und Frauen in den Führungsetagen, dass sie nicht mal den Schneit haben ein Angebot den Gewerkschaften vorzulegen. Wie verlogen kann man nur sein. Und ich kann nun nicht in den Urlaub, wegen denen.

  3. 26.

    Das stimmt so nicht.
    Seit mehreren Monaten wird verhandelt, ohne dass Verdi auch nur einen Millimeter von seinen Forderungen abrückt.
    Die Arbeitgeber haben klar erklärt, dass sie diesen Forderungen nicht nachkommen können, „das Ende der Fahnenstange ist erreicht“.
    Das ist eine klare Positionierung gegenüber Verdi. Und Verdi ist in der Pflicht, auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren.
    Man sieht es doch bei der BVG, wo seitens der Arbeitgeber konkrete Angebote vorliegen. Und weil die nicht die Maximalforderungen erfüllen, wird gestreikt statt verhandelt. Das nennt man auf gut Deutsch Erpressung.

  4. 25.

    Die AG Seite hat bis dato noch gar kein Angebot abgegeben. Worauf soll man verhandeln, wenn die Gegenseite gar nicht reagiert. Da hilft nur weiter Druck aufbauen das überhaupt reagiert wird von AG Seite. Das es hier die Reisenden trifft ist leider unvermeidbar, sonst würde ein Streik ja auch nichts bringen und der AG schön weiterhin nichts tun.

  5. 24.

    Das Angebot gabs bereits letztes Jahr mit vielen Prozenten. Der diesjährige Streik wurde lediglich vertragsgemäß ausgelöst und hat nichts mit aktuellen Forderungen zu tun.

  6. 23.

    Ich bin stinksauer, dass Verdi unverhältnismäßige Forderungen aufstellt, die nicht als Verhandlungsvbasis dienen können.
    Da Verdi jegliche Kompromisfähigkeit abgeht ist es nicht verwunderlich, dass die Arbeitgeber kein neues Angebot abgeben.

    Dass Verdi diesen Konflikt auf dem Rücken Hunderttausender unbeteiligter Familien und Privatpersonen austrägt, ist ein Skandal!

    Warum wartet man nicht die Schlichtung ab? Und zeigt Komprisswillen anstatt Großmachtsfantasien?

  7. 22.

    Ich bin stinke sauer, dass die Arbeitgeber kein Angebot machen und mit den Gewerkschaften verhandeln. Konnte heute nicht in mein wohl verdienten Urlaub, nur weil die Millionäre in den Vorständen der Unternehmen nicht verhandeln wollen. Die haben kein Anstand und respektieren uns Arbeiter gar nicht. Ist immer dasselbe.

  8. 21.

    Ich trete sehr für Gewerkschaften ein und unterstütze auch das Streikrecht.
    Aber hier hat Verdi den Bogen extrem überspannt. Das, was gestern in Hamburg geschehen ist, ist schlichtweg arrogant, menschenverachtend, Erpressung.
    Den Gewerkschaftsbossen fehlt jede Empathie.
    Ich finde, es ist an der Zeit, dass der Gesetzgeber Regelungen schafft, die die Gesellschaft vor solchen extremen Auswüchsen schützen.
    Verdi hat durch die Aktionen der letzten Wochen, die masslosen Forderungen und die Kompromisslosigkeit bei mir jegliche Symapthie verloren. Verdi gefährdet den ohnehin schon angegriffenen Zusammenhalt der Gesellschaft noch mehr und gibt den Rechten Auftrieb. Und hat zudem die Kausalität zwischen Lohnspirale und Inflation nicht verstanden.
    Ein Umdenken tut not.

  9. 19.

    “Es wird Zeit, dass das Streikrecht für bestimmte Bereiche beschränkt wird.“
    Das ist es doch schon… haben sie die Urteile vor kurzem vergessen ? Unverhältnismäßige Streiks sind rechtswidrig.
    Den Arbeitgebern steht immer der weg vor ein Gericht frei um Streiks zu unterbinden…. Und nun überlegen sie mal warum man nicht vor Gericht gezogen ist.
    Ich vermute mal sie möchten Beschränkungen die eh von den Gerichten gekippt werden würden.

  10. 18.

    Was für eine Kommentarespalte. Milliardäre freuen sich wenn sich die Arbeiter gegenseitig klein halten.

  11. 17.

    Nur ist Verdi an keinem Angebot interessiert, dass von der Maximalforderung abweicht.

    Es wird Zeit, dass das Streikrecht für bestimmte Bereiche beschränkt wird.

    Es ist ja nicht so, dass Flughafenmitarbeiter wenig verdienen oder eine langjährige Ausbildung oder ein Studium erfordern.

  12. 16.

    Verdi ist ja nicht verhandlungsbereit.

    Außerdem trifft der Streik die falschen. Betroffen sind Reiseunternehmen, Reisebüros, Hoteliers ect.

    Letztlich bestand Verdi schon vor Verhandlungsbeginn auf ein Angebot, welches die Maximalforderungen enthält. So geht man nicht vor.

    Letztlich wäre es sinnvoll, die Bodendienstleister und die Luftsicherheitsmitarbeiter auszutauschen. Anbieter gibt's in Europa mehr als genug.

    Durch immer höhere Löhne steigen die Preise unaufhörlich.

    Deutschland ist ein absolutes Hochlohnland. Immer mehr Unternehmen wandern ab.

    Auch Airports stehen in direkter Konkurrenz. Deutschland ist von vielen zuverlässigen Airports umgeben.

  13. 15.

    In welches andere Flugzeug, für das man keinen Flug gebucht hat, steigt man denn einfach so ein an einem Flughafen, der den Betrieb eingestellt hat?

  14. 14.

    Andersherum wird ein Schuh draus: von hohen Tarifabschlüssen profitieren nicht nur die unmittelbar betroffenen Beschäftigten, sondern auch Millionen Rentner und Mindestlohn-Empfänger, da die Höhe der Renten und des Mindestlohns an die der Löhne gebunden sind. Ich wünsche ver.di daher viel Erfolg, auch wenn ich nicht unmittelbar betroffen bin. Die Arbeitgeber sollen jetzt endlich ein vernünftiges Angebot vorlegen, dann muss auch nicht weiter gestreikt werden.

  15. 13.

    Richtig, die Verursacher sind die Arbeitgeber, die auch in der zweiten Tarifverhandlung immer noch kein Angebot vorgelegt haben. Die Forderungen der Beschäftigten sind seit Monaten bekannt... Warum legen die Arbeitgeber kein Angebot vor? Das ist schlicht Arbeitsverweigerung.

  16. 12.

    Die Wahrnehmung von Grundrechten bedeutet nicht, dass man andere Menschen in ihren Grundrechten beschneiden darf

    Diese Streikaktion von Verdi ist total überzogen und trifft auch nur die falschen. Geschädigt werden Fluggäste, Pauschalurlauber, Reisekonzerne, Hoteliers sowie Reisebüros (Verlust der Provision).

  17. 11.

    Unverständliche Kommentare hier. Sind die Menschen tatsächlich unfähig einfach in ein anderes Flugzeug einzusteigen?

  18. 9.

    Sie ärgert es, dass auch Minderheiten Rechte haben? Kuriose Einstellung.